Täter stehlen 300 Paar Designerschuhe und 400 Euro aus einem kleinen Schuhladen am Poelchaukamp.

Winterhude. Einbrecher, die durch den Fußboden kommen – das kennt man sonst nur aus dem Film: Ein solcher Einbruch in eines der kleinsten Schuhgeschäfte in Hamburg hat am Dienstag am Poelchaukamp für Aufregung gesorgt. Denn die Täter gingen nach der so genannten „Rififi“-Methode vor: Das heißt, sie drangen von einem Nachbarhaus in den leeren Keller unter dem Schuhgeschäft Kare Shoes ein und gelangten von dort aus durch ein von ihnen gesägtes Loch im Kellergewölbe in den darüber befindlichen Verkaufsraum. Die Hälfte der Ware – etwa 300 Paar hochwertiger Designerschuhe – ließen die Täter mitgehen, ebenso das Geld, das in der Registrierkasse lag: 400 Euro.

„Es ist einfach unglaublich. Das hätten die Täter nun wirklich leichter haben können“, sagte Ingrid Gujral. Die Inhaberin des Schuhgeschäfts stand mit ihren Mitarbeiterinnen zwischen leeren Schuhkartons, während die Kriminalpolizei die Spuren sicherte. Nachbarn kamen in den Laden, am Schaufenster drückten sich Passanten die Nasen platt. Direkt vor dem Kassentresen klaffte ein etwa 50 mal 70 Zentimeter großes Loch. Darunter führte eine Leiter in die Tiefe. Auf dem Kellerfußboden lag Kleingeld verstreut.

Mit einer Stichsäge hatten die Einbrecher offenkundig das gesamte Tragwerk und die hölzerne Deckenkonstruktion durchtrennt – sehr zielsicher, genau im Kassenbereich. „Wer macht denn so etwas?“ fragt sich Ingrid Gujral. Die Geschäftsfrau nimmt die Angelegenheit noch mit Humor. „Die hätten doch viel leichter durch die Eingangstür oder das Fenster einsteigen können. Hier ist doch nichts alarmgesichert. Wenn man einen Juwelier ausrauben will, kann man so einen Aufwand ja vielleicht noch verstehen. Aber doch nicht in meinem kleinen Schuhgeschäft.“

Die „Rififi“-Methode, nach der die Einbrecher vom Poelchaukamp vorgegangen waren, ist aus dem französischen Krimi „Rififi“ aus den 1950er-Jahren bekannt. Eine Bande brach in dem Film bei einem sorgsam vorbereiteten Juwelenraub durch die Decke ein. Berühmt ist diese 20-minütige Einbruchsszene, in der kein Wort gesprochen wird und kaum ein Geräusch zu hören ist.

Auch am Poelchaukamp in Winterhude waren sich die Einbrecher ihrer Sache offenbar ziemlich sicher: Einen großen Teil der Ware nahmen sie seelenruhig aus den Kartons, um diese anschließend wieder ordentlich verschlossen in die Schuhregale zurück zu sortieren. Dann erst verschwanden die Täter mit ihrer Beute – genau auf die Art, wie sie auch gekommen waren: durch das schmale Loch im Boden Richtung Keller. Erst als die Spurensicherung abgerückt war und die Verkäuferinnen am Nachmittag endlich anfangen konnten, das heillose Durcheinander auf dem Boden zu beseitigen, wurde das gesamte Ausmaß des Schadens in dem Geschäft vollends sichtbar. „Wir wussten ja gar nicht, dass auch die Kartons in den Regalen leer sind“, sagte Verkäuferin Josy Reese und zog einen Schuhkarton nach dem anderen aus dem Regal – alle leer.

Die Polizei hat bisher noch keine heiße Spur zu den Tätern. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Sprecherin Tanja von der Ahé dem Abendblatt. Am Mittwoch um 11 Uhr will sie ihren Laden wieder öffnen.

Einbrüche nach der „Rififi“-Methode sind in Hamburg eher selten. Ein besonders dreister Fall liegt fast ein Jahr zurück: In Bergedorf fasste die Polizei drei Juwelendiebe. Die Serieneinbrecher ließen sich im CityCenter Bergedorf (CCB) einschließen und durchbrachen die Wand zu einem Schmuckgeschäft.

Die Männer fühlten sich anscheinend absolut sicher. Das Einkaufszentrum CCB war seit Stunden geschlossen, der Wachdienst hatte seine Runde gedreht. Da schritten die Männer zur Tat: Mit einem Vorschlaghammer durchbrachen sie die Wand zum Schmuck- und Uhrengeschäft Trinity. Dort rafften sie Gold und Silberketten, Markenuhren und Broschen im Wert von fast 160.000 Euro. zusammen. Was sie nicht ahnten: Vor der Tür warteten schon Polizisten mit Handschellen.