Aleo Solar AG warnt vor defekten Anschlussdosen, die auch in Hamburg verkauft wurden. Es kann sogar zu einem tödlichen Stromschlag kommen.

Hamburg. Mit der Hoffnung auf sauberen und zugleich günstigen Strom haben Tausende Hamburger Privatpersonen eine Solaranlage auf ihrem Dach installiert. Nun aber beunruhigt der Warnhinweis eines Herstellers viele Besitzer solcher Anlagen. In großen Anzeigen unter anderem in der Hansestadt warnt die Firma aleo Solar AG i.L. derzeit vor defekten Modulen, bei denen es im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Stromschlag kommen kann.

Konkret geht es um die Anschlussdosen bestimmter Solarmodule, die von aleo Solar in den vergangenen Jahren verkauft wurden. Aufgrund eines Materialfehlers können die vier Verriegelungsclips der Deckel dieser Anschlussdosen abbrechen, sodass die Kunststoffdeckel abfallen oder sich lösen können. Bei anderen Modulen können auch die Steckverbindungen an den Anschlussdosen abbrechen. In beiden Fällen liegen dann die stromführenden Kontakte frei.

Bei Berührung dieser Kontakte könne es zu einem tödlichen Stromschlag oder auch zu einem Absturz vom Dach als Folge eines elektrischen Schlags kommen, warnt das Unternehmen weiter. Nicht betroffen sind Module der aleo Solar GmbH, die erst im Mai vergangenen Jahres nach dem Verkauf des Unternehmens ihre Arbeit aufgenommen hatte.

„Bei der Produktion der Module ist es leider zu einem Fehler in unserer Lieferkette gekommen“, sagte Unternehmenssprecher Hermann Iding dem Abendblatt. Konkrete Unfälle durch den Materialfehler habe es bislang aber nicht gegeben, betonte er. Bei den Hinweisen handele es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme.

In der Regel kämen Besitzer von Solaranlagen mit den Dosen nicht in Kontakt, da sich diese auf dem Dach unter den Modulen und nicht innerhalb des Hauses befänden. Auch die Gefahr, dass die Anschlussdosen einen Brand auslösen, wird laut eines Gutachtens vom TÜV Süd als gering eingestuft.

Wie viele Module in Hamburg und in ganz Deutschland von dem Problem betroffen sind, wollte der Sprecher auch auf Nachfrage nicht sagen. Nach Abendblatt-Informationen geht es bundesweit aber mindestens um eine fünfstellige Zahl von Fällen.

In der Hansestadt habe man schon seit Monaten versucht, mit Besitzern entsprechender Anlagen beziehungsweise den verantwortlichen Installateuren in Kontakt zu treten, erklärte der Sprecher. Da dies in manchen Fällen nicht gelungen sei, habe man sich nun dazu entschlossen, sie über Anzeigen zu erreichen.

Wer wissen möchte, ob seine Solaranlage fehlerhaft ist, kann sich an eine extra geschaltete, kostenfreie Hotline mit der Rufnummer 0800-253 6000 wenden. Zudem informiert die aleo Solar AG im Internet unter www.as-abwicklung.de/warnung detailliert über die betroffenen Module und die entsprechenden Seriennummern.

Auf eine kostenlose Reparatur können dabei nur jene Kunden hoffen, die ihre Module nach dem 1. Mai 2009 erworben haben. Eindringlich warnt der Unternehmenssprecher davor, die Module selbst zu überprüfen oder gar zu reparieren. „Dies sollte ausschließlich durch Fachpersonal erfolgen“, betonte Iding.

Aleo Solar aus dem brandenburgischen Prenzlau gehörte einmal zusammen mit Firmen wie Q-Cells, Solon oder Solar World zur ersten Riege der deutschen Solarunternehmen. Die 2001 gegründete Firma ging 2006 mit großen Erwartungen an die Börse. 2009 stieg der Technologiekonzern Bosch ein. Bald schon geriet aleo aber in Schwierigkeiten, der Umsatz sackte im Jahr 2013 um mehr als die Hälfte auf 125 Millionen Euro, das Unternehmen schrieb rote Zahlen. Angesichts der starken Konkurrenz aus Asien und der massiven Preiskämpfe in der Branche, beschloss Haupteigentümer Bosch, sich ganz aus der Solartechnik zu verabschieden. Das aleo-Werk in Brandenburg wurde an das asiatische Konsortium SCP Solar abgegeben, das nach damaligen Medienberichten sogar noch eine Millionenmitgift erhielt, damit Bosch seine kriselnde Tochter loswerden konnte. Unter dem Namen aleo Solar GmbH ist das Werk nach wie vor am Markt aktiv und stellt auch weiterhin Solarmodule und Fotovoltaikanlagen in Brandenburg her.

Die aktuellen Warnhinweise für die älteren Solarmodule stammen hingegen von der aleo Solar AG i.L. mit Sitz in Oldenburg, bei der es sich mittlerweile um kaum mehr als eine leere Hülle der ursprünglichen Aktiengesellschaft mit nur noch wenigen Mitarbeitern handelt. Die AG befindet sich derzeit im Stadium der Abwicklung, daher der Namenszusatz i.L. (in Liquidation). Zu der GmbH in Prenzlau gibt es nach Angaben des Unternehmenssprechers keine Geschäftsbeziehungen. Am Markt agiere man ebenfalls nicht mehr. Nur an der Börse ist die AG noch notiert.

Nach Abendblatt-Informationen erfolgen die Warnhinweise jetzt vor allem aus rechtlichen Gründen, um juristische Unwägbarkeiten bei der Abwicklung der Aktiengesellschaft auszuschließen.