Fin spielt bei den HTHC Hamburg Warriors. Der Schüler erklärt, was ihn an dem Spiel so fasziniert

Hamburg. Wir nennen uns „Warriors“, weil es auf unserem Platz nicht selten kriegerisch zugeht.

Der Platz ist eine Rasenspielfläche, etwa so groß wie ein Fußballplatz. Zwei Tore stehen sich, ähnlich wie beim Eishockey vom hinteren Spielfeldrand nach vorn hin zum Mittelfeld vorgerückt, gegenüber. Im Feld zwischen den Toren kämpfen wir gegen eine Mannschaft um einen Ball aus Hartgummi. Ziel des Spiels ist es, den Ball durch die Luft und pfeilschnell in das gegnerische Tor zu schleudern. Das versuchen wir mit einem sogenannten Stick. Er ist länger als ein Meter und hat an seinem Kopf ein taschenartiges Netz.

Jedes Team zählt zehn Spieler. Der Kampf um den Ball verlangt blitzschnelle Reaktion, Ausdauer im Laufen, trainierte Muskulatur, besonders der Arme und Beine, und Genauigkeit im Zuschleudern des Balls. Zugespielt wird der Ball aus dem Netz und mit dem Netz aus der Luft gefangen. Gelingt es dem Gegner, den Ball aus der Flugbahn abzufangen, jagen wir ihm hinterher.

Das Spiel erfordert Kraft. Rau und hart gehen wir mit den Spielgegnern um. Wir schubsen sie um, damit sie stürzen, weil Körpereinsatz gegen Spieler erlaubt ist. Wir schlagen mit dem Stick auf sie ein, um sie vom Ball zu trennen. Das kann wehtun – trotz unserer Schutzausrüstung. Aber auch wir müssen hart im Nehmen sein. Denn wir spielen Lacrosse – bei den HTHC Hamburg Warriors.

Lacrosse ist eine der härtesten und schnellsten Teamsportarten der Welt. Seinen Ursprung hat sie in Nordamerika. Überliefert ist, dass die Indianer sie im 17. Jahrhundert erfunden haben. Mit dem Spiel übten die Stammesbrüder für den echten Kampf. So lässt sich gut erklären, warum dieser Sport etwas Kriegerisches an sich hat. Den Namen für die Sportart gab der Schläger oder Stick, den die Indianer benutzt hatten. Am Kopfende war er wie eine Art Kreuz geformt. Deshalb verglichen ihn die Franzosen, die damals im Land waren, mit einem Kreuzstab, den die Bischöfe bei religiösen Feiern trugen. So hieß der Stick bald „La Crosse“, was in Deutsch „Das Kreuz“ bedeutet.

Ich bin begeisterter Lacrosse-Spieler. Diese Sportart vereint vieles, was ich aus vom Fußball und Hockey kenne und leiden mag. Damit meine ich die Vielfalt der Spielsituationen, die Techniken der Ballführung und, dass ich in wichtigen Augenblicken den Überblick behalte und immer genügend Kraft habe. Am meisten zieht mich der Teamgeist an, der uns alle zusammenhält.

Da Lacrosse in Deutschland noch kein Massensport ist wie in Kanada, Australien oder in den USA, ist die Spielerschar hier überschaubar. Wir kennen einander gut und helfen uns auch außerhalb des Sports, wo wir nur können. Wir sind eine Familie. Das waren die Indianerstämme ja auch.

Manchmal stelle ich mir vor, dass ich mit meiner „Familie“ von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Lacrosse spiele, den Ball aus dem Pocket des Sticks herausschleudere und ihn durch die Luft ins gegnerische Tor fliegen sehe – schnell wie ein Pfeil…

Fin Fröhlich, Klasse 8-10, DSTS Winterhude