Hamburger Olympiastarter erinnern sich Pascal Hens, Kapitän der HSV-Handballer, hatte 2004 und 2008 Pech mit Verletzungen

An meine beiden Olympischen Spiele, 2004 in Athen und 2008 in Peking, denke ich mit gemischten Gefühlen zurück, bei einer Schwankungsbreite von Traum bis Albtraum, von einzigartig bis einfach zum Vergessen. Der Grund: unfassbares Verletzungspech, und zwar gleich beide Male.

In Athen, als junger Kerl von gerade 24, erwischte es mich in der Vorrunde gegen Ungarn. Ich spürte beim Sprung plötzlich einen Schlag in den Rücken. Stechender Schmerz. Den Rest der Partie verbrachte ich auf der Ersatzbank, und als ich mich nach dem Schlusspfiff (wir verloren 29:30) erheben wollte, ging partout nichts mehr. Ich kriegte den Hintern echt keinen Zentimeter hoch. Mannschaftskameraden mussten mich – halb zogen, halb schleppten sie mich – in die Kabine verfrachten.

In der restlichen Zeit bis zum Finale hat unser Physiotherapeut täglich an mir rumgeknetet, hat versucht, mich wieder hinzukriegen. Tatsächlich machte es vorm Viertelfinale gegen Spanien plötzlich „knack“ und die Blockade war gelöst. Eine unglaubliche Erleichterung. Ich konnte mich nicht nur wieder frei bewegen, sondern sogar lachen, ohne dass es wehtat.

Allerdings war ich völlig aus dem Spielrhythmus und die Rückenmuskulatur nach wie vor verspannt. Kurzum: Die Spiele waren für mich definitiv vorbei. Zumal das Team auch ohne meine Mithilfe prima ins Turnier gefunden hatte, bis ins Endspiel kam und dort dann gegen Kroatien mit 24:26 unterlag. Die Silbermedaille hängt noch heute in meiner Wohnung gerahmt an der Wand, zusammen mit meinem Trikot von damals sowie dem kleinen, altertümlichen Lorbeerkranz für den Kopf, den alle Olympiateilnehmer damals in Athen erhielten.

Noch schlechter lief’s für mich in Peking. Gegen Island, in der zweiten Partie des Turniers, bekam ich einen Stoß in der Luft, verdrehte bei der Landung das Bein und verletzte mich am Schienbeinkopf. Die Diagnose war eindeutig: Fraktur, also das Ende aller olympischen Hoffnungen, Heimflug am nächsten Tag. Ich weiß nicht, ob die Mannschaft durch diesen Vorfall über die Maßen geschockt war. Jedenfalls spielten sie danach fast wie gelähmt, holten nur noch einen Punkt gegen Russland. So war nach der Vorrunde bereits Feierabend. Trotzdem hatte Peking für mich einen Vorzug gegenüber Athen: Wir durften 2008 bei der Eröffnungsfeier mit der deutschen Mannschaft ins Stadion einmarschieren. Ein erhebendes Gefühl.

Obwohl meine Teilnahmen also nicht gerade unter einem günstigen Stern standen, bleiben die Olympischen Spiele für mich unvergessliche Erlebnisse. Allein dass hier Leistungssportler von allen fünf Kontinenten im olympischen Dorf unter sich sind, fand ich fantastisch. So etwas gibt’s ja bei keiner anderen Gelegenheit. Natürlich interessiere ich mich als Leistungssportler auch für eine Reihe anderer Disziplinen und habe teilweise wie ein kleiner Junge gestaunt, wenn mir im Dorf leibhaftige Basketballhünen des US-Dreamteams über den Weg liefen. Zum Small Talk mit einem dieser Stars hat es leider nicht gelangt. Ich habe mich schlicht nicht getraut, einen von denen anzusprechen, weil ich dachte: „Ich kenne ihn zwar, aber er nicht mich.“ Dabei waren die ganz locker drauf. Noch heute denke ich mitunter: Eigentlich hättest du deine Scheu überwinden können. Die Chance kommt nicht wieder.