Hinz&Kunzt-Bericht und Onlinepetition gaben den Anstoß für dreimonatige Testphase

Fuhlsbüttel . Pfandflaschensammler dürfen seit diesem Freitag am Hamburger Flughafen nach Leergut suchen. Bisher wurden sie vom Flughafen mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch bedacht. Die neue Regelung soll zunächst für drei Monate getestet werden. Darauf hat sich Hinz&Kunzt zusammen mit dem Hamburg Airport geeinigt.

Vorangegangen war Anfang Januar ein Artikel des Hamburger Straßenmagazins, in dem über eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs vom Flughafen gegen einen Flaschensammler berichtet wurde. Der Mann hatte wiederholt in Mülleimern nach Pfandflaschen gesucht. Das ist kein Einzelfall: 2014 gab es insgesamt 97 Anzeigen vom Hamburg Airport gegen Sammler, die gegen ein zuvor ausgesprochenes Hausverbot verstoßen hatten.

„Die neue Lösung ist eine saubere Sache für beide Seiten“, sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei Hinz&Kunzt. Es könne schließlich nicht sein, dass Menschen am Rande der Gesellschaft wegen des Pfandflaschensammelns strafrechtlich verfolgt würden. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hatte der 52-jährige Sozialarbeiter eine Online-Petition ins Netz gestellt, in der er den Flughafen aufforderte, die Anzeigen gegen Flaschensammler zurückzuziehen und das Pfandsammeln im Flughafen zu erlauben. Mehr als 50.000 Menschen unterstützten die Forderung bis Freitagmittag. Der Flughafen reagierte auf den öffentlichen Druck mit einem Gesprächsangebot an Hinz&Kunzt. „Wir beschäftigen uns mit dem Thema schon seit einigen Monaten, jedoch war uns die Dramatik nicht bewusst“, sagt Matthias Quaritsch, Leiter der Unternehmenskommunikation. Erst durch Hinz&Kunzt sei der Flughafen wieder mit dem Thema konfrontiert worden.

Im gemeinsamen Gespräch am Freitagvormittag wurden sechs Punkte für eine Lösung für das Flaschensammeln vereinbart. So werden alle Strafanzeigen gegen Flaschensammler zurückgezogen und keine neuen Strafanzeigen gestellt. Vor der zentralen Sicherheitskontrolle, in der viele Pfandflaschen von den Passagieren weggeschmissen werden müssen, soll eine besondere Lösung gefunden werden.

Zudem sollen in der dreimonatigen Testphase an geeigneten Stellen Pfandringe an die Mülleimer angebracht werden, um zu vermeiden, dass in den Mülleimern nach Pfandflaschen gesucht wird. Die Pfandregale sollen ähnlich aufgebaut werden wie die Regale an den Mülleimern in der Hamburger Innenstadt. Diese Anbringung hatte Hinz&Kunzt im vergangenen Jahr mit einem Bericht angestoßen. Das Projekt der Stadtreinigung ist im Moment in einer Testphase. Diese soll noch einige Monate laufen, bis ein endgültiges Fazit über den Nutzen feststeht.

Die Online-Petition wurde von Stephan Karrenbauer am Freitagnachmittag beendet. „Ich war ziemlich überrascht über die vielen Mitzeichner. Jetzt wurden aber alle Forderungen erfüllt. Es ist ein Erfolg für alle Flaschensammler“, sagt Karrenbauer, der seit 20 Jahren als Sozialarbeiter für Hinz&Kunzt unterwegs ist.

Das Thema Pfandflaschensammeln ist für ihn jedoch nicht beendet. „Wir machen auf jeden Fall weiter. Mit der Deutschen Bahn suchen wir jetzt das Gespräch.“ Denn auf dem Bahngelände am Hauptbahnhof und in den S-Bahn-Linien verbietet bisher noch die Hausordnung das Durchsuchen von Abfallbehältern.

Auf dem Gelände der Hochbahn, welche die U-Bahn-Linien betreibt, werden die Sammler dagegen schon jetzt geduldet. Einzige Bedingung: Es muss vorher ein Bahnsteigticket gekauft werden. Ordnung muss sein.