Sicherheitspersonal fühlt sich beim Lohn „weit abgehängt“. Engpässe am Freitag?

Hamburg. Für den morgigen Freitag müssen sich Passagiere am Hamburger Flughafen auf lange Wartezeiten und vielleicht sogar auf Flugstreichungen einstellen: Noch vor der nächsten Tarifverhandlungsrunde für das private Sicherheitspersonal am Montag werde man „den Unmut der Beschäftigten auf die Straße tragen“, sagt Peter Bremme, Verhandlungsleiter der Gewerkschaft Ver.di für den Landesbezirk Hamburg.

Am heutigen Donnerstag wolle man der Öffentlichkeit ein neues Streikkonzept vorstellen. Weil ein Ausstand am Wochenende unüblich wäre, dürfte es somit am Freitag zu einem Warnstreik kommen.

Derzeit laufen Verhandlungen über die Lohntarifverträge der Sicherheitsbranche in Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Am vorigen Freitag waren 10.000 Passagiere während eines 18-stündigen Warnstreiks am Flughafen Stuttgart von Verspätungen betroffen.

In Hamburg bezieht sich die Tarifrunde auf insgesamt mehr als 6000 Beschäftigte, von denen 880 am Flughafen arbeiten. 530 von ihnen kontrollieren die Passagiere, die übrigen das Flughafenpersonal im Sicherheitsbereich sowie das Gepäck.

Ver.di fordert eine Anhebung des Einstiegslohns im allgemeinen Bewachungsdienst von 8,05 Euro pro Stunde um gut 14 Prozent auf 9,20 Euro. Für die Mitarbeiter am Flughafen will die Gewerkschaft ein Einstiegsgehalt von 15 Euro (bisher 14 Euro) durchsetzen, das sich nach sechs Dienstjahren stufenweise bis auf 18,50 Euro erhöht.

Die Beschäftigten in Hamburg außerhalb des Flughafens seien beim Gehaltsvergleich mit anderen Großstädten „weit abgehängt“, argumentiert Bremme. So erhielten die Kollegen in Stuttgart für die gleiche Tätigkeit 9,20 Euro und in München sogar 9,75 Euro. „Wer allein für die Miete in Hamburg mehr als 40 Prozent seines Einkommens zahlen muss, braucht ein Großstadteinkommen und kein Wohngeld“, sagt der Gewerkschafter.

Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) hat für die Hamburger Beschäftigten eine Anhebung des Einstiegslohns auf 8,75 Euro angeboten, für Mitarbeiter am Flughafen soll es 14,90 Euro geben. Insgesamt seien die Forderungen von Ver.di „keine realistische Tarifpolitik mehr“, sagt der BDSW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok. So habe sich der Stundenlohn der Luftsicherheitsassistenten in Hamburg von 2011 bis heute bereits um 27 Prozent erhöht. Für diese angelernte Tätigkeit erhalte man im Monat 2240 Euro brutto, einschließlich Zulagen rund 3000 Euro. Im Vergleich dazu verdiene ein Busfahrer 2200 Euro, ein junger Kommissar 2500 Euro, so Olschok.

Gefordert sei auch der Gesetzgeber. Für Arbeitskämpfe in Bereichen der sogenannten Daseinsvorsorge, etwa an Flughäfen, müsse es neue Regeln geben. Dazu gehöre ein Schlichtungsverfahren vor Streikmaßnahmen, sagt Olschok.

Der aktuelle Tarifstreit weckt Erinnerungen an den Jahresanfang 2013, als das Sicherheitspersonal an vier Streiktagen im Januar und Februar den Hamburger Flughafen weitgehend lahmlegte. Rund 100.000 Passagiere konnten damals nicht abheben. Es gebe kaum Möglichkeiten, streikendes Personal an den Sicherheitskontrollen zu ersetzen, sagt Flughafensprecherin Stefanie Harder: „Wenn die Streikbereitschaft hoch ist, können wir vielleicht zwei von 24 Kontrollspuren geöffnet halten.“