Für die Hamburger Volleyballerin Christina Benecke waren die Spiele das größte emotionale Erlebnis ihrer Sportlerinnenkarriere

Wenn ich an „meine“ Spiele 2000 in Sydney und 2004 in Athen denke, überfällt mich immer noch ein bisschen Wehmut. Wunderschön war’s, wie wir da bei der Abschlussfeier auf dem Rasen im Stadion lagen, Olympia Revue passieren ließen und die vielen großartigen Momente für unsere Erinnerungen festhielten. Ich kann jedem Jungen und Mädchen nur empfehlen: Strengt euch an, auch wenn ihr mal keine Lust habt hart zu trainieren. Bei Olympia dabei zu sein, etwas Emotionaleres wird es in eurem Leben nicht geben.

Viele meine Mitspielerinnen aus Zeiten des TV Fischbek nehmen inzwischen jedes Jahr an den Ü50-Spielen in Atlanta (USA) teil. Und was sie von dort berichten, ähnelt sehr meinen Erlebnissen bei Olympia. In diesem Fall denke ich: Leider bin ich erst 40 und muss noch zehn Jahre darauf warten.

Volleyball ist eher eine Randsportart, obwohl sie weltweit mit am meisten gespielt wird. Wir waren daher auf Turnieren und bei Meisterschaften nie eine besondere Behandlung gewohnt, in Athen und Sydney wurde sie uns jedoch zuteil. Jede von uns konnte die Wertschätzung und den Respekt der Gastgeber in jedem Moment spüren. Das war eine tolle Erfahrung. Und in Sydney, das waren schließlich meine ersten Spiele, habe ich diese ungewöhnliche Stimmung ganz intensiv aufgesogen. Auch Athen war sehr schön, aber da mischte schon ein Hauch von Routine mit.

Den Australiern wird eine große Sportbegeisterung nachgesagt, was ich nur bestätigen kann. Wenn wir durch die Stadt liefen, sind wir regelmäßig angesprochen worden. Die Leute haben uns dann gefragt, wo wir herkommen, was wir machen, wie uns die Stadt und das Land gefallen, und am Ende haben sie uns viel Glück gewünscht.

Wenn ich an Sydney denke, fällt mir der Tag der Eröffnungsfeier ein. Viele aus der deutschen Mannschaft durften an ihr nicht teilnehmen, weil für sie am nächsten Tag die Wettbewerbe begannen. Unsere Handballer haben dann im olympischen Dorf eine eigene Einmarschfeier zelebriert, sie sind mit der deutschen Fahne um die Blocks gezogen, und wir haben ihnen von unseren Balkonen aus zugejubelt. Das hat ihnen offenbar gefallen, jedenfalls sind sie gleich noch mal die Runde gelaufen.

In Sydney habe ich zwei meiner Idole getroffen, Muhammad Ali und in der Mensa des Dorfes den Tennisspieler Goran Ivanisevic. Wir hatten einen netten Plausch. Überhaupt versteht sich hier jeder mit jedem, egal aus welchem Land er kommt, welcher Religion er angehört, wie gut oder schlecht er als Sportler ist. Olympia ist ein großes Familientreffen. Ich habe in Gesprächen ständig diese Neugier gespürt, wie lebt es sich bei euch, was wisst ihr von uns, was ist euch ganz besonders wichtig. Fragen wie diese habe ich auch immer wieder gestellt, und die Antworten haben wir gezeigt, dass es keine Konflikte geben müsste, wenn die Menschen nur öfter miteinander reden würden.

Christina Potratz, geb. Benecke, 40, wurde mit der Volleyball-Nationalmannschaft in Sydney Sechste, in Athen Neunte. Heute spielt die Mittelblockerin für den SC Alstertal-Langenhorn in der Regionalliga.