Viel prominente Unterstützung für Spiele in Hamburg. Kritiker fürchten Umweltschäden und hohe Kosten

Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 war natürlich eines der zentralen Gesprächsthemen beim Neujahrsempfang des Abendblatts. Aber selbst Ehrengast Alfons Hörmann, 54, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), konnte die drängendste Frage nicht beantworten: Wer erhält im März vom DOSB den Zuschlag: Berlin oder Hamburg?

Hörmanns Zurückhaltung ist verständlich, fühlt er sich doch absoluter Neutralität verpflichtet, und ohnehin ist das Rennen zwischen den beiden größten deutschen Städten längst nicht entschieden. Sowohl für Berlin und auch für Hamburg gibt es offenbar viele gute Argumente. Für den 16. März hat sich das neunköpfige DOSB-Präsidium am provisorischen Verbandssitz in Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main verabredet, um die beste Bewerbung zu küren. Danach will das Gremium eine Empfehlung an seine Mitgliederversammlung aussprechen. Die tagt am 21. März in Frankfurt.

Zuvor wird sich der Sportbund Expertisen aus allen gesellschaftlichen Bereichen einholen, Kirche und Gewerkschaften werden dabei ebenso gefragt wie Politiker und Ökonomen. „Dass wir weiter im Rennen sind, spricht dafür, dass wir bisher nicht alles falsch gemacht haben“, sagt Hamburgs Sportsenator Michael Neumann.

Richtungweisend dürfte eine zweite repräsentative Meinungsumfrage werden, die der DOSB wahrscheinlich in der dritten Februarwoche in beiden Städten durchführen lassen wird. Bei der vergangenen Erhebung im September hatten sich in Berlin 48 Prozent der Befragten für Spiele in ihrer Stadt ausgesprochen, in Hamburg 53 Prozent. Das war dem DOSB dann doch zu wenig. Schließlich wollen beide Kandidaten nach dem Zuschlag des Sportbundes erst dann in die internationale Kam-pagne einsteigen, wenn sich bei einem Referendum eine Mehrheit der Bevölkerung für die Bewerbung ausspricht. Und erfahrungsgemäß sind die Gegner eines Großprojekts leichter zu mobilisieren als deren Befürworter. Nicht zuletzt die Erfahrungen der gleich in vier Gemeinden gescheiterten Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 haben dies den DOSB gelehrt.

Unter den Gästen des Abendblatt-Empfangs waren die Meinungen zu diesem Thema zwar nicht geteilt, eine deutliche Mehrheit sieht in der Austragung Olympischer Sommerspiele schon die nicht alltägliche Chance, eine positive Entwicklung Hamburgs zu fördern und zu forcieren. Doch es gab auch einige kritische Stimmen.

Hamburg dürfe nicht unbedarft den Spielen entgegenrennen, mahnt Kersten Artus, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken: „Anders als es der Senat suggeriert, hat die Stadt bei der Planung wenig Gestaltungsoptionen. Fast alles wird von den Funktionären des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vorgegeben. Und wir haben erlebt, wie sich andere Städte in der Vergangenheit durch die Ausrichtung Olympias hoch verschuldet haben. Hamburg braucht die Spiele nicht.“

Stardesigner Peter Schmidt gehört zur Gruppe derjenigen, die ihre Zustimmung von Bedingungen abhängig machen: „Grundsätzlich befürworte ich Spiele in Hamburg. Allerdings habe ich größte Zweifel, dass Hamburg dazu in der Lage ist, diese kreativ umzusetzen, ohne sich zu blamieren.“ In Hamburg werde zwar ernsthaft gearbeitet, „doch es fehlen oft Weitsicht und Visionen. Für Olympische Spiele muss aber groß gedacht werden. Dies ist die Voraussetzung für einen internationalen Erfolg.“

Die Idee Olympischer Spiele sei faszinierend, sagt Katharina Fegebank, Landesvorsitzende der Grünen und Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl: „Das bedeutet zahlreiche Chancen für die Stadt, aber nur unter bestimmten Konstellationen: Kostenklarheit und Referendum. Es reicht nicht, die Stimmung der Menschen mit halb garen Umfragen zu sondieren. Es geht schließlich um Milliarden.“ Die frühere Sozialsenatorin und CDU-Europaabgeordnete Birgit Schnieber-Jastram wiederum ist skeptisch, ob es jemals Olympische Spiele in Hamburg geben wird: „Aus der Erfahrung der vergangenen Bewerbung habe ich Zweifel, dass es diesmal klappt.“ Für Hamburgs Nabu-Vorsitzenden und früheren Umweltsenator Alexander Porschke ist entscheidend, dass das Olympiakonzept flächenneutral bleibt. Olympia in Hamburg könne ein wichtiger Impuls für die Stadtentwicklung sein. „Wenn allerdings das ökologische und das ökonomische Konto überzogen wird, sind wir als Nabu dagegen.“

NDR-Moderatorin Julia-Niharika Sen sagt, sie sei für Olympia, „weil Hamburg sich Weltstadt nennt und dann beweisen könnte, dass es eine ist”. Ihre Einschränkung: „Wenn sich die Kosten im Rahmen halten und wir hinterher Wohnungen haben für Menschen, die sich diese sonst nicht leisten können.“

NDR-Kollegin Bettina Tietjen steht dagegen ohne Wenn und Aber hinter der Bewerbung: „Ich bin total für Olympia. Das ist eine großartige Idee. Hamburg hat die Spiele verdient. Sie werten die Stadt auf.“ Auch Modedesigner Valentin von Arnim muss nicht mehr überzeugt werden: „Ich bin als begeisterter Sportler für Olympia in Hamburg! Vor allem wenn es mit vernünftigen Plänen angegangen wird – und nicht mit dieser unglaublichen Geldverschwendung wie in Russland.“

HSV-AG-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer findet das Hamburger Konzept „sehr durchdacht und bodenständig. Es passt gut in unsere Zeit. Für uns als HSV ist es daher eine Selbstverständlichkeit, die Bewerbung mit voller Kraft zu unterstützen. Wir werden deshalb unseren Rückrundenauftakt am 31. Januar gegen den 1. FC Köln unter dieses Motto stellen, um mit unseren Anhängern die positive Stimmung in Hamburg weiter zu entfachen.“

Das Schlusswort hat der ehemalige Wirtschaftssenator und Sportmäzen Ian Kiru Karan: „Olympia ist für Hamburg eine riesige Chance. Ich bin sicher, wir wären ein würdiger Gastgeber.“