In den beiden vorhandenen Schulen mussten schon Container aufgestellt werden. Der neue Standort ist noch völlig unklar. CDU sieht eine Fehlplanung

Altona. Neue Wohngebiete, steigende Schülerzahlen und der Trend, dass junge Familien nicht mehr so oft wie früher an den Stadtrand ziehen, zwingt die Schulbehörde zu einer neuen Planung für den Hamburger Westen. Im Kerngebiet des Bezirks Altona soll daher ein neues Gymnasium mit vier Klassen pro Jahrgang gebaut werden. Das betätigte jetzt die Behörde für Schule und Berufsbildung auf Anfrage des Abendblatts. „Die Planung eines dritten Gymnasiums wird jetzt eingeleitet“, sagte ein Sprecher. Schon laut Schulentwicklungsplan von 2012 würden im Altonaer Kerngebiet drei Gymnasialzüge fehlen. Die aktuelle Entwicklung zeige, dass dieses Defizit derzeit sogar noch größer sei. Die Behörde hatte daher geprüft, ob die beiden bestehenden Gymnasien, Allee und Altona, vergrößert werden könnten. Tatsächlich mussten dort auf den Schulhöfen bereits Container aufgestellt werden. Im Gymnasium Altona hat sich nach Information der Behörde die Schulkonferenz aus Schulleitung, Lehrern, Eltern und Schülern allerdings gegen eine Vergrößerung ausgesprochen. Eine Entscheidung, die man bedauere, aber respektiere, wie der Sprecher sagte. Daher werde man jetzt das Gymnasium Allee erweitern und gleichzeitig in die Planung eines neuen Gymnasiums einsteigen.

Altonas SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian begrüßt diese Entscheidung. „Der Bedarf in Altona ist groß, und spätestens mit der Fertigstellung der Neuen Mitte in drei, vier Jahren brauchen wir diese Schule dringend.“

Wo aber der neue Standort eines dritten Gymnasiums im Altonaer Kerngebiet sein wird, ist noch offen. Verschiedene Standorte würden überprüft, eine Entscheidung soll nach Abendblatt-Information voraussichtlich erst nach Januar fallen. Allerdings: Ideal dürfte ein Standort in dem Neubaugebiet der Neuen Mitte sein – doch das Areal gehört längst Wohnungsbauinvestoren. Ein Kauf wäre daher für die Stadt zu teuer, heißt es in Politikerkreisen. Eher denkbar sei ein Areal auf bereits vorhandenem Schulgelände an der Königstraße. Das Grundstück ist in Besitz der Stadt und soll sowieso neu überplant werden. Ein weiterer Standort, der immer wieder ins Spiel gebracht wurde, scheidet aber offensichtlich aus. Die Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule soll wie mehrfach berichtet in die Neue Mitte verlagert werden, das frei werdende Gelände dann mit Wohnungen bebaut werden.

Kritik an den derzeitigen Schulplänen kommt unterdessen von der Altonaer CDU. Schulexpertin Kaja Steffens lehnt einen Neubau auf vorhandenem Schulgelände an der Königstraße ab. „Flächen für alle Schulformen sind knapp, es darf da keine Verdrängung geben“, sagt sie. Der Senat müsse stattdessen „Geld in die Hand nehmen“ und am besten ein Grundstück zum Beispiel in der Neuen Mitte kaufen. Alternativ habe die CDU auch das als Ökokaufhaus von der Stadt gebaute Vivo in Ottensen ins Gespräch gebracht, wo derzeit auch Behörden untergebracht sind. Doch auch dies sei abgelehnt worden. Zudem fehle in Altona angesichts der steigenden Schülerzahlen nicht nur ein weiteres Gymnasium, sondern auch zusätzliche Grundschulen. „Doch wo mögliche Standorte dafür sein sollen – das ist alles noch völlig ungeklärt.“

Die Bezirksversammlung Altona hatte daher im November bereits einen neuen Schulentwicklungsplan für das Altonaer Kerngebiet gefordert. Doch das lehnt die Schulbehörde jetzt ab, wie aus einer Mitteilung der Behörde an das Bezirksamt hervorgeht. Ein solcher „singulärer“ Plan für ein Teilgebiet sei nicht „zielführend“, da „Wechselbeziehungen“ bei den Schülerströmen zu Nachbarregionen wie etwa Eimsbüttel berücksichtigt werden müssten. Gleichwohl habe die Schulbehörde immer darauf hingewiesen, dass bei der Planung neuer Wohngebiete auch Schulerweiterungsflächen mit zu planen seien. „Die Realisierung von zwei zusätzlichen Grundschulen setzt somit voraus, dass entsprechende Schulgrundstücke in den Bebauungsplänen berücksichtigt werden“, heißt es weiter in dem Schreiben. Mit anderen Worten: Die Stadtplaner selbst müssen jetzt dafür sorgen, dass neben neuen Wohnungen auch neue Schulen gebaut werden können.

Doch das ist in Altona nach Ansicht von CDU-Schulexpertin Steffens nicht ausreichend geschehen. Als Beispiel verweist sie auf die Pläne für die Neue Mitte. Die dort geplante Stadtteilschule werde schon nach heutigen Zahlen zu klein sein. Steffens: „Diese Entwicklung der Schülerzahlen ist seit drei Jahren absehbar – jetzt verschärft sich diese Situation immer mehr.“