Nach dem Fund von 3,5 Tonnen illegaler Pyrotechnik entdecken Ermittler auch scharfe Munition

Billstedt. Erst war von 500 Kilogramm die Rede, dann von einer Tonne illegaler Feuerwerkskörper, die Hamburger Zollfahnder in einem mehrstöckigen Wohnhaus an der Billstedter Hauptstraße und in einer Kfz-Werkstatt in Hamm sichergestellt hatten. Dann sprachen die Ermittler von drei Tonnen. Inzwischen hat der Zoll die Angaben noch einmal deutlich nach oben korrigiert: An beiden Orten haben die Beamten nicht nur unglaubliche vier Tonnen illegale Böller und Raketen sichergestellt, sondern auch mehrere Schusswaffen und echten Sprengstoff.

Allein in dem Wohnhaus in Billstedt waren am Dienstagabend nach einem anonymen Hinweis 3,5 Tonnen illegale Pyrotechnik entdeckt worden, was einer Netto-Explosivstoffmenge von mehr als einer Tonne entspricht. Bevor die teils handballgroßen Böller aus dem Haus in Transporter des Technischen Hilfswerks verladen werden konnten, mussten in einem Radius von 200 Metern mehrere Häuser evakuiert werden, 200 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Oliver R., in dessen Wohnung sich die Kartons mit den Feuerwerkskörpern bis unter die Decke stapelten, wurde festgenommen. Auch in der Tiefgarage waren Kartons gefunden worden. Es handelt sich um den bisher größten Fund von illegalem Feuerwerk in Hamburg. Der Zoll geht von mehr als 8000 nicht zugelassenen Raketen und Böllern aus. Einige von ihnen trugen chinesische Schriftzeichen.

Kaum fassen konnten die Ermittler, was sie neben dem Feuerwerk noch so alles in der Wohnung von Oliver R. entdeckten: eine Handgranate mit Zünder, zweieinhalb Kilogramm Gesteinssprengstoff, reichlich Munition, eine Pumpgun, eine Glock-Pistole mit Schalldämpfer, drei weitere Pistolen – und ein „Schießhandy“, eine Waffe, bei der über einen als Antenne getarnten Lauf Patronen verschossen werden können. „Der hatte da ein ganzes Arsenal“, sagte Axel Hirth, Sprecher des Zollfahndungsamtes. Noch unklar ist, ob es sich bei einem gefundenen metallischen Gegenstand um eine Tretmine handelt. Weil das Feuerwerk unsachgemäß gelagert worden war, wäre es bei Ausbruch eines Feuers wohl zu einer Katastrophe gekommen, so Hirth. „Wir sind sehr, sehr froh, dass wir das Lager geräumt haben.“ Außerdem seien mehr als 20.000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden.

Gegen den 45-Jährigen ist Haftbefehl beantragt worden. Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz, der Zoll wegen Einfuhrschmuggels gegen den nicht vorbestraften Mann. Zudem wollen die Beamten herausfinden, ob er Komplizen hatte und wie er an die Feuerwerkskörper, die Waffen und den Sprengstoff gelangt ist. Bereits am Dienstag hatte der Zoll einen Transporter sichergestellt, von dem aus Feuerwerkskörper verkauft worden sein sollen. Die Werkstatt in Hamm soll ebenfalls als Verkaufsstätte gedient haben.