Aram Ockert übt scharfe Kritik an Hamburger Führungsriege und beklagt mangelnde Inhalte

Hamburg. Pünktlich zum Jahreswechsel hat ein prominenter Hamburger Mitbegründer der Grünen seiner Partei den Rücken gekehrt. Zur besten „Dinner for One“-Zeit veröffentlichte Aram Ockert, der die Grünen 1980 mit ins Leben gerufen hatte, am Silvesterabend auf seiner Facebook-Seite seine Austritterklärung. „Dass man sich über die Partei am heftigsten aufregt, in der man selbst Mitglied ist, liegt in der Natur der Sache, so man nicht zur Kategorie der geistigen Müßiggänger zählt“, schreibt Ockert darin. „Wenn aber nicht einmal mehr Aufregung bei einem entsteht, wenn die krassesten Blödheiten von Funktionären dieser Partei in die Öffentlichkeit entlassen werden, dann ist es an der Zeit, mit sich zu hadern.“

Als letzten Anlass für seinen Austritt nennt Ockert, die „blitzgescheiten Äußerungen der beiden grünen SpitzenkandidatInnen“ Jens Kerstan und Katharina Fegebank in einem Abendblatt-Interview. „Ich bin froh, die Partei mit gegründet zu haben, aber jetzt ist es an der Zeit, mit ihr zu brechen. Ihr inhaltliches Anliegen besteht nur noch aus wenig mehr als dem Versprechen eines Investitionsschwerpunktes im Radverkehr, dem Fallen des Spardiktates an den Hochschulen (süßer die Kassen nie klangen), einer Politik, die versucht, Klimaschutz voranzubringen, einem besseren politischen Klima, einem Winter-Abschiebeaufschub für Flüchtlinge, Abstimmungen über die Stadtbahn, die Olympischen Spiele.“

Aus Sicht Ockerts müssten die Grünen Grundlegenderes zum Thema machen, etwa „den Konflikt, der zwangsläufig aus einer Ökonomie resultiert, deren Produktivität sich auf allerhöchstem Niveau kontinuierlich weiter steigert, ohne dies mit der Reduktion bei der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft zu verbinden“. Das Angebot der Grünen sei aber mittlerweile karg, so Ockert bitter. „Zugegeben, die Idee, ohne Programmatik Teil der Landesregierung zu werden, ist verlockend. Aber nicht für mich. Ich verabschiede mich ohne jeden Zorn und mit den besten Wünschen für das Jahr 2015.“