Seit mehr als 30 Jahren sammelt Stadtteilforscher Thomas Müller Material, mehr als 6000 Postkarten hat er im Archiv. Zudem macht er besondere Bücher, Unikate für Liebhaber

Blankenese. Thomas Müller hat schon viele Berufe gehabt in seinem Leben: Er war mal Beamter. Doch den Job gab er eines Tages auf. Sechs Jahre lang betrieb er ein Edelrestaurant in Blankenese – längst hat er umgesattelt. Seit mehr als 30 Jahren „erforscht“ er den Stadtteil, der auch „Hamburgs Riviera“ genannt wird, Blankenese.

Seine Erkenntnis: „Man muss das machen, was einem liegt und Spaß macht“, sagt der 58-Jährige, der in einem Fischerhaus aus dem 18. Jahrhundert im Treppenviertel lebt. Müller ist zugleich Gründer eines Stadtteilarchivs, mehr als 6000 Postkarten, Landkarten, historisches und aktuelles Material hat er in den Jahren zusammengetragen – auf seinen Festplatten, hinzu kommen zahlreiche Objekte.

„Meine Welt endet in Blankenese“, sagt Thomas Müller mit einem Augenzwinkern. Vor gut 30 Jahren zog er dorthin. Wie es dazu kam? Thomas Müller überlegt nicht lange, sagt: „Ich war hier vorher mal spazieren gegangen, habe mich sofort in den Stadtteil verliebt.“ Müller gründete den Blankeneser Heimatclub (BHC) mit derzeit 20 Gleichgesinnten, die mal Ausfahrten auf der Elbe machen, Heimatlieder singen. „Es gibt keinen Vorsitzenden, keine Vereinsbürokratie, wir versuchen einfach, zusammen Freude zu haben und Informationen auszutauschen über den Stadtteil“, sagt Thomas Müller. Sein Fischerhaus von etwa 1750 ist voll mit Gegenständen aus dem Viertel: Landkarten, ein Schifferklavier, eine Staffelei, Schiffsbilder. „Ich sammle alles, was mit Blankenese zu tun hat.“ Er tauscht auch auf Flohmärkten, im Internet, einiges wird ihm auch von Bürgern einfach zugeschickt.

Stolz zeigt er ein Fotoalbum mit Fotos von Blankenese, in Schwarz-Weiß, vergilbt, vielleicht 100 Jahre alt, sein neuestes Stück. „Eine ältere Dame hat es mir geschenkt, sie kann es nicht mehr gebrauchen.“ Müller scannte es, wieder ein Stück Heimatgeschichte. Seine Sammlermotivation: „Es ist ein Stück Kultur, Geschichte, die so erhalten bleibt“, sagt er. Er weiß, was Heimat bedeutet. „Meine Mutter ist damals aus Ostpreußen geflüchtet“, erinnert er.

Das Treppenviertel, in dem er lebt, fasziniert ihn besonders. Er räumt mit den Klischees auf, dass dort und überhaupt in Blankenese nur Reiche lebten. „Das ist Unsinn. Hier wohnen auch viele Künstler, viele Eigenbrötler, Individualisten, die Natur und die idyllische hügelige Umgebung lieben“, sagt er.

Individuell wie er und seine Bücher sind, die er herausgibt: aufwendige Chroniken, aus seinem Stadtteilarchiv zusammengestellt, ausgedruckt und dann von einer Buchbinderin aus Blankenese liebevoll in Buchform gebunden – im Supergroßformat, 48 mal 32 Zentimeter im Ledercomposit-Einband, dunkelgrün, mit Handsignierung und Goldprägung. „Es sind Unikate, die ich auch auf Bestellung mache, jedes Buch wiegt um die sechs Kilogramm“, sagt Thomas Müller. Zum Beispiel über den Süllberg oder den Strandweg. Werke aus seiner Reihe Edition 1301. Die Zahl? „Damals wurde Blankenese erstmals urkundlich erwähnt.“ Die Bücher fährt er auch schon mal mit seinem 60 Jahre alten Oldtimer-Kombi zu den Kunden.

Hauptberuflich macht er seit 1984 umfangreiche Bücher über BMW. Er lächelt, sagt: „Sozusagen als Bayerische Botschaft fernab Münchens in Blankenese.“ Nebenbei pflegt er sein Hobby Blankenese, seinen Blankeneser Heimatclub: „Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen wir uns auf dem Segler-Ponton des Blankeneser Segel-Clubs um 19 Uhr.“ Zweimal im Jahr gibt es eine „Kreuzfahrt“ nach Cranz – um im April den „Stintkönig“ und im September die „Entenkönigin“ zu küren.

Mehr Informationen gibt es unter www.krumdal.de , Telefon: 860400.