Verantwortliche wollen Konzerthaus noch vor dem Berliner Flughafen fertigstellen. Seit Neustart vor zwei Jahren läuft das Projekt ohne Zwischenfälle.

Hamburg. Über Jahre war gar nicht sicher, ob ein solcher Satz jemals fallen würde, aber jetzt darf er ausgesprochen werden: Die Elbphilharmonie soll am 12. Januar 2017 eröffnet werden. Nach Informationen des Abendblatts arbeiten alle Beteiligten auf dieses Datum hin. Den Mitgliedern des einflussreichen „Freundeskreises“, die Bau und Betrieb der Elbphilharmonie ideell und finanziell unterstützen, ist bereits mitgeteilt worden, dass sie sich dieses Datum im Kalender vormerken mögen. Damit würden sich die Türen der Elbphilharmonie sogar einige Monate früher als im bislang offiziell angepeilten „Frühjahr 2017“ öffnen.

Intern wird nicht ausgeschlossen, dass das Konzerthaus sogar noch etwas früher an den Start geht, etwa Ende 2016. Aber offiziell halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt: „Der Eröffnungszeitpunkt wird derzeit unter allen Beteiligten abgestimmt“, teilte die Kulturbehörde auf Abendblatt-Anfrage mit und fügte halb im Scherz hinzu: „Auf jeden Fall werden wir vor dem Berliner Flughafen eröffnen.“ Für den neuen Hauptstadt-Airport BER wurde zuletzt prognostiziert, dass er wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 2017 eröffne. Der Grund für die Zurückhaltung liegt auf der Hand: Mit Blick auf die Geschichte der Elbphilharmonie und auf andere Großprojekte wie BER will sich niemand durch einen frühzeitig herausposaunten Eröffnungstermin unter Druck setzen lassen, der dann vielleicht nicht zu halten ist.

Daher heißt es aus der Kulturbehörde offiziell: „Erste Gespräche und Verhandlungen zur Konzertplanung der Eröffnungsphase finden bereits statt.“ Wie genau das Kulturereignis des Jahrzehnts in Hamburg ablaufen soll, stehe aber noch nicht fest. Immerhin: „Das Eröffnungskonzert wird bekanntlich vom NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock bestritten werden.“ Der NDR stellt das sogenannte Residenzorchester in der Elbphilharmonie: Für 35 Konzerte pro Jahr – und zwischendurch zum Proben – darf er das Gebäude nutzen und zahlt dafür jährlich rund 800.000 Euro an die Stadt. Auch das 2008 eigens beim Komponisten Matthias Pintscher für die Eröffnung in Auftrag gegebene Werk „wird dabei sein“, so die Behörde. Karten für die Eröffnungssaison soll es aber erst einige Monate vorher geben, also etwa im Spätsommer oder Herbst 2016.

Der Bau eines neuen Konzerthauses auf dem alten Kaispeicher A in der HafenCity war 2001 von dem Projektentwickler Alexander Gérrard an die Stadt herangetragen worden. Er hatte auch den Kontakt zu dem weltberühmten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron hergestellt, von dem der spektakuläre Entwurf stammt. Der CDU-geführte Senat zog es jedoch vor, die Elbphilharmonie ohne Gérrard in Eigenregie zu realisieren. Trotz enormer Probleme schon in der Planungs- und Ausschreibungsphase, wurden Ende 2006 die Verträge mit dem Baukonzern Hochtief abgeschlossen und im April 2007 mit dem Bau begonnen.

Doch danach lieferte die Elbphilharmonie erst recht regelmäßig Schlagzeilen. Während der Bau voranschritt, knirschte es zwischen der Stadt, den Architekten und Hochtief gewaltig. Immer wiederkehrende Themen: Termine, Kosten und Bauqualität. Ende 2008 beschloss der neue CDU/GAL-Senat den „Nachtrag 4“, mit dem sich die Kosten für die Stadt auf 323 Millionen Euro verdreifachten – bei Gesamtkosten von mehr als 500 Millionen Euro. Nach dem Regierungswechsel 2011 fuhr der SPD-Senat zunächst gegenüber Hochtief eine harte Linie, was jedoch dazu führte, dass der Baukonzern im Herbst 2011 die Arbeiten einstellte. Erst Ende 2012, wieder einmal kurz vor Weihnachten, wurde der Knoten durchschlagen: Die Verträge wurden dahingehend neu geordnet, dass Hochtief das Projekt nun weitgehend allein verantwortet, und die Kosten wurden völlig neu berechnet: Seitdem ist von Gesamtkosten von 865 Millionen Euro die Rede, wovon die Stadt 789 Millionen trägt. 575 Millionen davon stehen Hochtief zu, weitere gut 90 Millionen den Architekten.

Seit dieser Neuordnung läuft das Projekt ohne Zwischenfälle: „Alle Vertragstermine sind gehalten und die Zusammenarbeit der Architekten und des Bauunternehmens läuft gut“, heißt es aus der Kulturbehörde. Seit dem Sommer ist auch das Dach des Konzerthauses geschlossen. Auch mit Blick auf den nächsten vertraglich vereinbarten Zwischentermin – am 30. April 2015 müssen das Hotel und die ungemein komplexe Technik über dem Großen Saal fertiggestellt sein – ist man zuversichtlich. Es spreche „alles dafür, dass auch der nächste Vertragstermin gehalten wird“. Fertiggestellt sein muss das Gebäude laut Vertrag am 30. Juni 2016, abgenommen wird es bis zum 31. Oktober 2016, danach folgt die mehrmonatige Einspielphase.

Auch die großen Streitpunkte der Vergangenheit sind weitgehend beseitigt oder auf einem guten Weg, betont die Behörde: Im Großen Saal mit seinen 2100 Plätzen werde im Januar das Baugerüst entfernt, sodass die „Weiße Haut“, also die für die Akustik wichtige Innenverkleidung, nach und nach bis in die unteren Ränge montiert werden könne. Derzeit sei gut ein Drittel der allein rund 15 Millionen Euro teuren „Haut“ fertig montiert, die in Wahrheit aus 10.000 teilweise mehreren Hundert Kilogramm schweren Gipsplatten besteht. Auch die historische Backsteinfassade des alten Kakaospeichers, die bei den Arbeiten schwer gelitten hatte, sei mit Ausnahme der Ladeluken fertig saniert. Positives ist auch in Sachen „Tube“ zu vermelden: Diese gebogene Röhre, durch die eine 80 Meter lange Rolltreppe die Besucher auf die Plaza bringt, sei mittlerweile fertig saniert, sodass nun die Rolltreppe selber fertiggestellt werden könne. In der mit Tausenden Glaspailletten verzierten Tube hatte es Hunderte Risse im Putz gegeben. Die Elbphilharmonie, deren wellenförmig geschwungener Glasaufbau sich bis zu 110 Meter über den Hafen erhebt, wird drei Konzertsäle haben sowie ein 250-Zimmer-Hotel, ein Restaurant, 45 Luxuswohnungen sowie eine frei zugängliche Plaza in 35 Metern Höhe. Ob das Hotel eventuell vor dem Konzerthaus eröffnet, steht noch nicht fest. Darüber, so heißt es aus der Behörde, befinde man sich „im Gespräch“.