Übermorgen ist es so weit, die meisten Hamburger werden die Geburt Jesu Christi feiern. Im Gegensatz zum heutigen Tage werden am Heiligen Abend die Kirchen voll und die Innenstadt leer sein. Gemeinsam mit der ganzen Familie werden wir uns den Weihnachtsbraten schmecken lassen, uns am Schein der Kerzen ebenso erfreuen wie am geschmückten Christbaum und natürlich auch an unseren Geschenken.

Im Schnitt wird jeder von uns größere und kleine Präsente im Gesamtwert von 285 Euro überreichen und dem Einzelhandel damit einen Gesamtumsatz von rund 15 Milliarden Euro bescheren. Schließlich ist ein Weihnachtsfest ohne Geschenke für die meisten von uns kaum vorstellbar. Doch woher stammt eigentlich die Tradition, sich gegenseitig zu beschenken? Fest steht, die Geschichte des Schenkens ist vielfältig, denn ihr Ursprung liegt nicht nur im Christentum. So feierten die Römer schon weit vor Jesu Geburt, am 17. Dezember eines jeden Jahres einen Opfertag zu Ehren des Gottes Saturn. Am sogenannten Saturnalien beschenkten die Wohlhabenden die Armen der Stadt.

Erst viele Jahre später griffen die Christen diesen Brauch auf und gaben am selben Datum – dem Lazarustag – den Bedürftigen Essen oder Geld, damit diese Weihnachten keine Not leiden mussten. Ein Vorbote des Weihnachtsgeschenks waren sicherlich auch die Geschenke der Heiligen Drei Könige, die Gold, Weihrauch und Myrrhe mitbrachten – wobei das Schenken der Menschen untereinander keineswegs seitdem durchgängig am 24. Dezember stattfand. Im frühen Mittelalter etwa, also im Zeitraum 500 bis 1000 nach Christus, wurden die Kinder am 28.12. – dem „Fest der unschuldigen Kinder“ – beschenkt. Im 13. Jahrhundert fand dieses Ritual dann am Nikolaustag statt, an dem wir ja auch heute noch einen Gabenteller aufstellen. Drei weitere Jahrhunderte später war es schließlich Martin Luther, der das Schenken auf den Heiligen Abend verlegte.

Von nun an sollten Geschenke nicht mehr zu Ehren einzelner Heiliger, sondern an dem Tag der Geburt von Gottes Sohn überreicht werden. Es dauerte jedoch bis zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, ehe sich das Datum des 24. Dezember in ganz Deutschland durchsetzte. Erst seitdem feiern wir Weihnachten als das uns bekannte Familienfest, an dem sich auch Erwachsene gegenseitig eine Freude bereiten.

So viel zur Vergangenheit. Spannend ist aber natürlich die Frage, welche Entwicklung die Bürger für die Zukunft des Weihnachtsfestes erwarten. Fest steht, drei von vier erwarten eine zunehmende Kommerzialisierung, also noch mehr Glanz und Glamour in den Innenstädten, immer aufwendiger geschmückte Geschäfte und zunehmend teurer werdende Geschenke. Hierbei sind sich die Bürger weitestgehend einig, was die Wahrscheinlichkeit eines Eintreffens erhöht. Und die religiösen Bezüge zum Fest der Feste? Diese werden aus Sicht der Bevölkerung weiter abnehmen. So verbindet bereits heute nur noch eine Minderheit von uns mit Weihnachten einen christlichen Feiertag, nur jeder Dritte denkt an die Geburt Jesu Christi und lediglich ein Viertel von uns an den Kirchgang. Die Tendenz ist in allen drei Bereichen – vor allem bei der jungen Generation – weiter abnehmend.

Dieses mag viele von uns mit Sorge erfüllen und zu der Frage bringen, ob wir diese Entwicklung wollen? Meiner Meinung nach sollten wir die religiöse und die kommerzielle Seite des Weihnachtsfestes genießen und nicht das eine gegen das andere setzen. Denn wenn wir ehrlich sind, finden wir doch beide Seiten schön: die besondere Atmosphäre an Weihnachten, die Besinnlichkeit vor dem feierlichen Tannenbaum, die Harmonie mit der Familie auf der einen Seite, genauso wie auch die leuchtenden Kinderaugen bei der Bescherung oder die eigene Freude beim Auspacken der Geschenke auf der anderen Seite. Zudem darf nicht vergessen werden: Geschenke sind ja immer auch ein Zeichen von Freundschaft, Liebe und Dankbarkeit und zeugen von einer besonderen Beziehung zwischen der schenkenden und beschenkten Person.

An dieser Stelle schreibt jeden Montag Prof. Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen