Sturmtief über Norddeutschland, Feuerwehr im Dauereinsatz. 20 Meter großer Baum in Eppendorf entwurzelt

Eppendorf. Erst knirschte es. Es folgte ein lautes Krachen. Dann stürzte die 20 Meter hohe Eiche am Sonnabend an der Curschmannstraße in Eppendorf auf die geparkten Fahrzeuge. Sechs Autos wurden beim Sturm demoliert, vier sind ein Totalschaden, verletzt wurde aber niemand. Die Polizei kalkuliert den Schaden auf rund 80.000 Euro. Allein in Hamburg hat Sturmtief „Engel“ am Sonnabend für mehr als 130 Einsätze der Feuerwehr gesorgt.

Mit bis zu Windstärke 10 – das entspricht einer Windgeschwindigkeit von etwa 90 Kilometern pro Stunde– war „Engel“ über den Norden gezogen. Die Feuerwehr musste wegen umgeknickter Bäume, herumfliegendem Baustellenmaterial oder verstopfter Siele ausrücken. Vereinzelt kam es nach Angaben der Polizei auch zu leichten Überflutungen im Bereich des Museumshafens Övelgönne und am Fischmarkt in Altona.

Es war eine mächtige, 20 Meter hohe Eiche, die an der Curschmannstraße vom Sturm gefällt wurde. Mit Wurzelballen stürzte der Baum um und kippte unter anderem auf einen 1er-BMW, der eingedrückt wie ein Keil unter dem Stamm stand. „Die Wurzeln sind abgerissen“, sagte ein Feuerwehrmann. „Bei einem solchen Baum ist das ungewöhnlich.“ Prüfungen werden ergeben müssen, ob die große Eiche bereits im Untergrund morsch war. Bei der Bergung des Baums, bei der auch der Feuerwehrkran eingesetzt wurde, war, so ergab es die Anzeige im Kran, allein der Stamm 4,7 Tonnen schwer.

Auch in anderen Stadtteilen wurden Bäume entwurzelt. In Schnelsen kippte eine mehr als zehn Meter hohe Tanne auf einen geparkten VW Golf. Auf der Autobahnraststätte Stillhorn wurde eine fahrende Zugmaschine von einem umstürzenden Baum getroffen. Der Fahrer blieb unverletzt. Auch ein geparktes Auto wurde beschädigt.

„Wir hatten etwa 50 Einsätze, die als Sturmschäden wie umgekippte Bäume zu klassifizieren sind“, sagt ein Feuerwehrmann aus der Funkeinsatzzentrale. „Ansonsten wurden wir alarmiert, weil Straßen überflutet waren oder Wassergräben überliefen.“ Im Bereich Waldrebenweg lief ein Graben über. Das Wasser drohte in Häuser zu laufen. Am Fischmarkt trat die Elbe über die Kaimauer. Die Fischauktionshalle stand unter Wasser. Auch Teile des Uferbereich am Museumshafen in Ovelgönne wurden überflutet.

Auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern kam es zu schweren Sturmschäden. Die Rader Hochbrücke im Verlauf der A 7 war kurzzeitig voll gesperrt. Erst hatte es in nördlicher Richtung einen tödlichen Verkehrsunfall durch einen Geisterfahrer gegeben (Bericht Seite 18). Dann wurde der Sturm so stark, dass auch die Gegenfahrbahn gesperrt werden musste. In Ellerhoop im Kreis Pinneberg stießen zwei Autos frontal zusammen. Es wird vermutet, dass eines der Fahrzeuge durch eine Orkanböe auf die Gegenfahrbahn gedrückt wurde. Die Elbfähre Glückstadt–Wischhafen musste am Sonnabend ihren Betrieb bis 14.30 Uhr einstellen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es am Sonnabend zahlreiche Feuerwehreinsätze. Die Landkreise Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte seien am stärksten betroffen gewesen. So sei es zur Mittagszeit auf der A 19 zwischen Wittstock und Malchow aufgrund von plötzlich einsetzender Glätte zu mehreren Unfällen gekommen. Verletzt wurde niemand.

Die Polizei in Rostock berichtete von Behinderungen durch herabstürzende Äste. Zudem habe es kurzzeitig heftig geschneit. „Wir sind aber glimpflich davongekommen“, sagte ein Sprecher. Auch über die Region Schwerin zogen Windböen mit starken Schauern hinweg, die Polizei meldete von dort keine größeren Schäden.

In der Nacht zu Montag steigen zum astronomischen Winteranfang die Temperaturen. Mit bis zu zwölf Grad am Montag und bis zu 15 Grad am Dienstag fällt der Start in die Weihnachtswoche nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ungewöhnlich warm aus.

Grund für die frühlingshaften Temperaturen seien vom warmen Ozean aufgeheizte Luftmassen, die zwischen Orkantief „Freia“ über dem Nordmeer und Hoch „Thue“ über Südeuropa entstehen und in Richtung Deutschland ziehen, teilte Lars Kirchhübel, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, am Sonntag in Offenbach mit. Für Norddeutschland ist dazu ein bewölkter Himmel und immer wieder Regen angesagt.