Was tun, wenn die dicke Brille alles andere als cool ist? Hier kommen Tipps für Außenseiter

Wenn ich an dieser Stelle vom Anderssein spreche, meine ich nicht das coole Anderssein, das viele auch Individualität nennen. Ich meine die Form von Anderssein, die dafür sorgt, dass man auf einer Party allein auf weiter Flur steht mit dem schicken Strickpulli von Mutti und einer Brille, die die Oma als „fetzig“ bezeichnet hat. Und freundlich winkt man den anders gekleideten Menschen zu, die etwas irritiert dreinblicken.

Sei es nun der gestrickte Pulli von Mutti oder die dicke Nerdbrille, die, wie einige in ihrer Pubertät schmerzlich feststellen mussten, nicht immer cool war: Jeder kennt diesen Moment des Andersseins. In diesen Momenten gibt es genau zwei Möglichkeiten, mit der gesamten Situation umzugehen. Erstens: sich frei nach dem Motto „Die anderen sind die Freaks!“ zurücklehnen, das Schauspiel beobachten und abwarten. Zweitens: versuchen, dazuzugehören nach dem Motto „When in Rome, do as the Romans do“ – bist du in Rom, mache es wie die Römer.

Die Entscheidung für eine Variante hängt davon ab, wie lange man mit der Gruppe zusammen sein wird– bis ans Ende der Schulkarriere oder bis zum Ende der Party.

Beide Varianten habe ich im Laufe meines Lebens ausgetestet. Sie funktionieren. Ich habe bereits nach einem Kulturschock nach einem Umzug von Hamburg nach Trier versucht, mich an die lokalen Gegebenheiten und diverse Eigenheiten anzupassen, und hatte dabei sogar eine Menge Spaß. Beispielsweise nach ein paar „Nationalgetränken“ namens Viez (Apfelwein) von freundlichen Fremdenführern (die ich heute meine Freunde nenne) Sätze auf Trierer Platt zu lernen.

Ich habe mich auch schon auf Partys zurückgelehnt, während sich alle an den Händen fassten, im Kreis sprangen und imitierten, was eine keltische Tanzgruppe vortanzte.

Wir leben davon, uns von „den anderen“ abzugrenzen, um unsere eigene Identität zu definieren. Ohne das andere gibt es das Selbst nicht.

Ich versuche – unabhängig von der gewählten Variante – in jeder Situation, mit anderen Menschen Spaß zu haben und etwas mitzunehmen. Wenn Nerdbrillen dann irgendwann out sind, gibt es die Chance, denjenigen, der mit einer dicken Brille einer Party aufkreuzt, oder diejenige, die nur widerwillig keltische Tänze mittanzt, als das zu sehen, was sie sind: anders, aber doch irgendwie gleich. Oder?

Franziska Rang, Klasse F13P1, Berufliche Schule Burgstraße