Neue Studie zeigt Weltoffenheit der Hansestadt. Allerdings gibt es bei Bürgern auch Vorbehalte gegen Sinti und Roma

Hamburg. Das Zusammenleben von Deutschen und Zuwanderern in Hamburg funktioniert offenbar weit besser als gemeinhin angenommen. Laut einer repräsentativen Umfrage der Universität Hamburg im Auftrag der Sozialbehörde haben 92 Prozent der befragten deutschstämmigen Hamburger gute Erfahrungen mit Migranten gemacht. 94 Prozent gaben an, es sei positiv, wenn Zuwanderer und Deutsche im Stadtteil zusammenlebten. 90 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass beide Gruppen gut miteinander auskämen.

Auch umgekehrt haben fast alle Migranten in Hamburg gute Erfahrungen mit Deutschen gemacht – bei Begegnungen im Stadtteil (98 Prozent), im Freundeskreis (99 Prozent) und auch am Arbeitsplatz (85 Prozent). Sowohl bei Deutschen (55 Prozent) als auch bei Migranten (60 Prozent) wünscht sich eine Mehrheit sogar noch mehr Kontakt zur jeweils anderen Bevölkerungsgruppe, so die Studie des Projektbüros Sozialforschung der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Insgesamt ist bei Deutschen und Zuwanderern die Identifikation mit ihrer Stadt sehr groß. 84 Prozent der Befragten sagten, sie fühlten sich „sehr wohl“ in Hamburg, 14 Prozent „einigermaßen“. Nur ein sehr kleiner Teil lebt laut den Ergebnissen der Studie ungerne in der Hansestadt. Viele Zuwanderer sind so zufrieden mit ihrer neuen Heimat, dass mehr als jeder zweite Migrant zu Protokoll gab, er fühle sich selbst „eher nicht“ mehr als solcher.

„Über die Ergebnisse der Befragung bin ich insgesamt sehr froh“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Sie zeige, dass die Durchmischung der Bevölkerung in den Stadtteilen begrüßt werde. „Das ist auch vor dem Hintergrund einer anhaltend hohen Zahl ankommender Menschen ein gutes Zeichen für die Willkommenskultur in Hamburg.“

Allerdings gibt es auch in Hamburg Situationen, in denen sich Migranten teilweise schlecht behandelt fühlen. So berichteten 29 Prozent von Benachteiligungen bei den Behörden und 28 Prozent bei der Wohnungssuche. Auf die Frage nach der Einstellung zu verschiedenen Herkunftsgruppen schnitten Sinti und Roma im Vergleich zu anderen Zuwanderern schlechter ab. Nur 48 Prozent der Deutschen gaben an, dass es ihnen „sehr“ oder „eher angenehm“ sei, mit Sinti und Roma in der Nachbarschaft zu leben. Sehr viel höher war die Akzeptanz bei Aussiedlern (89 Prozent), Türken (88 Prozent), Afrikanern (85 Prozent) und politischen Flüchtlingen (80 Prozent).

Auffällig ist auch, dass es in der Gruppe der Migranten stärkere Vorbehalte gegen andere Bevölkerungsgruppen gibt als bei Deutschen – die Vorurteile richten sich insbesondere gegen Sinti und Roma, Menschen jüdischen oder muslimischen Glaubens sowie gegen Homosexuelle.