In der Europa-Passage steht das Stadion als Modell – und jeder Hamburger kann sein Alter Ego dort platzieren

Hamburg. Um große Ziele zu verwirklichen, muss man manchmal klein anfangen. Das große Ziel heißt Olympia, und der kleine Anfang sind drei Besucher. Noch verlieren sie sich im großen, kleinen Olympiastadion, das als Modell in der Europa Passage steht. Doch wenn es nach Frederik und Gerrit Braun geht, den Begründern des Miniatur-Wunderlandes, wird es schon bald gut gefüllt sein. „Wenn wir dieses Stadion bis Anfang des Jahres voll haben, ist das ein starkes Zeichen!“, erklären die Brüder. 50.000 kleine Besucher soll die Arena fassen. Und jeder kann helfen, damit das klappt. „Alle können sich einen eigenen Platz reservieren“, sagt Frederik Braun. Dazu kann man entweder in die Europa Passage kommen und sich eine Figur aussuchen oder ins Internet gehen (www.spiele-in-hamburg.de/apps/stadion).

Die ersten, die mitgemacht haben, waren – na klar – die Senatoren. Aber auch Hamburgs Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen, Europa-Passage-Manager Gerhard Löwe und Theatermacher Corny Littmann „sitzen“ schon im Stadion, das in der Werkstatt des Miniaturwunderlandes entstanden ist. Warum? Weil die Braun-Brüder echte Überzeugungstäter sind. „Hamburg würde in allen Bereichen einfach profitieren“, sagt Gerrit Braun. Und deshalb haben sie nicht nur eine Aktion gestartet. 800 Sportvereine in Hamburg wurden angeschrieben, damit sie ihr Logo ans Olympiastadion kleben können. Rund 100 Vereine haben reagiert und Aufkleber geschickt.

Zu den weiteren Aktivitäten zählt eine digitale Weltkarte, auf der jeder eine symbolische Fackel mit persönlicher Olympiabotschaft hinterlassen kann. „Deine Fackel für Olympia“ heißt die Aktion (www.spiele-in-hamburg.de/apps/fackeln). Es wurden bereits über 1000 digitale Fackeln in und um Hamburg aufgestellt. Auch die Facebook-Seite der Initiative hat bereits einen erwähnenswerten Rückhalt bei der Internetgemeinde. 20.314 Menschen gefällt die Netzwerk-Gemeinschaft „Olympia in Hamburg“, die dazu aufruft, „gemeinsam die Spiele nach Hamburg [zu] holen“. Auf der offiziellen Internetseite der Initiative können die Bürger sich über die Beweggründe der Forderung, die aktuellen Aktionen und Hamburgs Bewerbung für Olympia informieren. Auf der Website haben sich laut einem Live-Ticker bereits über 6000 Menschen für einen Newsletter angemeldet, um über die Aktionen und Fortschritte von „Olympia in Hamburg“ auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Dass nicht nur der Senat und der Sportbund für Hamburgs Bewerbung eintreten, sondern auch Privatinitiativen wie die der Brauns, wird im Rathaus gern gesehen. Denn letztlich wird der Rückhalt in der Bevölkerung den Ausschlag geben, ob die Hansestadt oder eben Berlin den Zuschlag des DOSB erhalten. Die Entscheidung wird am 21. März 2015 fallen. Und bis dahin versuchen beide Städte, bessere Zahlen als bisher vorzulegen. Denn so richtig große Begeisterung ist bisher nicht zu spüren – die letzten repräsentativen Meinungsumfragen hatten ergeben, dass eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Hamburger für Olympische Spiele ist – immerhin 44 Prozent waren dagegen. In Berlin waren sogar nur 48 Prozent für die Olympischen Spiele in der Hauptstadt, 49 Prozent stimmten dagegen.

Die Olympiagegner in Hamburg sind allerdings nicht sonderlich aktiv, sondern zeigen ihre Abneigung eher im Stillen. Organisierte Aktionen, etwa wie von „Nolympia“ in Berlin, gibt es für Hamburg weder im Netz, noch auf der Straße. Die Widerstände bleiben aber vorhanden, vor allem bei den Älteren, wie alle bisherigen Umfragen gezeigt haben. Bei den Kulturschaffenden, die ja selten zu den Ja-Sagern gehören, scheint das anders zu sein. „Mehrere Theater wollen sich zusammenschließen, um Olympia zu unterstützen“, kündigte Corny Littmann, der Chef von Schmidts Tivoli, an.