10.000 zufällig ausgewählte Hamburger werden von heute an zum großen Gesundheitscheck eingeladen. Volkskrankheiten sollen so erforscht werden

Eppendorf. Schon heute kann jeder Hamburger Post von der Nationalen Kohorte (NAKO) in seinem Briefkasten vorfinden. Darin wird er aufgefordert, sich an der größten Gesundheitsstudie Deutschlands zu beteiligen. In Hamburg werden 10.000 Bürger gesucht, die sich in den kommenden Jahren im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) auf Herz und Nieren prüfen lassen. Das Ziel: Ursachen, Risikofaktoren und verbesserte Früherkennungsmöglichkeiten der wichtigsten Volkskrankheiten zu erforschen. Dazu gehören Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz. In Deutschland werden insgesamt 200.000 Teilnehmer zwischen 20 und 69 Jahren an 18 Studienzentren befragt und untersucht.

Das UKE hat für Befragungen, Untersuchungen und Analysen der Probanden ein eigenes Studienzentrum mit 25 Mitarbeitern eingerichtet. Dort unterzog sich bereits am Dienstag Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt zwei Tests von insgesamt 23, mit denen die zukünftigen Teilnehmer untersucht werden. Die Zweite Bürgermeisterin machte einen Riechtest und ließ die Greifkraft ihrer Hand messen, um körperliche Leistungsfähigkeit und Muskelkraft festzustellen.

Mit den Ergebnissen sollen die Krankheiten gezielter bekämpft werden

„Der Erfolg der Studie steht und fällt mit dem Engagement der Bevölkerung“, sagte Stapelfeldt. „Jeder einzelne Teilnehmer trägt dazu bei, die Erforschung der Volkskrankheiten voranzubringen, um langfristig eine bessere Gesundheitssituation in Deutschland zu haben.“ Es ginge auch darum, herauszufinden, warum Menschen mit ähnlichen Lebensumständen erkranken und andere nicht.

Aufgrund der Größe der Studie bietet sich die einmalige Gelegenheit, die Gesundheit vieler gesellschaftlicher Gruppen sehr genau zu beschreiben. „Es handelt sich auch im internationalen Vergleich um eine Giga-Studie“, sagte Professor Uwe Koch-Gromus aus dem UKE-Vorstand.

Die Wissenschaftler wollen ermitteln, wie man Krankheiten früher erkennen und sich besser schützen kann. „Das Programm dauert zwischen drei und fünf Stunden und beinhaltet neben Befragungen zur Lebensweise und zu Vorerkrankungen auch medizinische Untersuchungen“, sagte Professor Heiko Becher vom Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie am UKE. So werden Größe und Gewicht gemessen, Untersuchungen zu Gefäßerkrankungen vorgenommen sowie Konzentrations- und Gedächtnistests durchgeführt. Im Labor wird das Blutbild erstellt und der Cholesterinspiegel gemessen, außerdem gibt es Lungenfunktionsprüfungen, Aufzeichnungen der Herzaktivität oder Untersuchungen der Zahngesundheit und des Augenhintergrunds.

„Die Teilnehmer werden mithilfe des Einwohnermeldeamts zufällig ausgewählt“, sagte Becher. Der Mediziner hofft, dass möglichst viele Hamburger, die in den kommenden Tagen oder Wochen Post von der NAKO erhalten, auch mitmachen. „Jeder, der sich beteiligt, tut das nicht nur für sich, sondern es handelt sich auch um einen Dienst für Kinder und Enkelkinder.“ Von den Erkenntnissen könnten viele künftige Generationen profitieren.

Finanziert wird die Studie von Bund, Ländern und der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren in den kommenden zehn Jahren mit zunächst 210 Millionen Euro. Die Kosten für Hamburg belaufen sich auf zehn Millionen Euro, wovon die Stadt und das UKE 3,7 Millionen Euro tragen. Außerdem hat die Stadt für die Einrichtung des Studienzentrums am UKE 200.000 Euro bereitgestellt.

Nach vier Jahren werden die Probanden erneut untersucht. Die Studie ist auf einen Zeitraum von 20 Jahren angelegt. Freiwillig kann man sich für die Studie nicht melden. Die Einwilligungserklärung der angeschriebenen Personen ist Voraussetzung für eine Teilnahme. Ebenso können sie festlegen, ob sie über Ergebnisse der Untersuchungen informiert werden wollen. Ein Beirat wird die Einhaltung der ethischen Standards kontrollieren.