Gestank zieht nach Großbrand auf Schrottplatz über weite Teile der Stadt. Dramatischer Großeinsatz dauert 33 Stunden

Harburg. Kilometerweit war die schwarzgraue Rauchsäule zu sehen, die sich über dem Harburger Hafen mehr als 40 Meter in den Himmel schob. Und auch dort, wo man sie nicht sah, war sie überaus präsent. Als penetranter Gestank legten sich die Ausscheidungen des Großfeuers über die Hansestadt, überdeckten die Frische des Sonnabendmorgens mit ihrem scharfen metallisch-brenzligen Geruch.

Mehrmals mahnten Polizei und Feuerwehr per Radiodurchsage, Fenster und Türen geschlossen zu halten, insbesondere in den benachbarten Stadtteilen Heimfeld und Wilhelmsburg, um den möglicherweise giftigen Dämpfen zu entgehen. Selbst das Katastrophenwarnsystem Katwarn der Stadt, das daraufhin hunderttausendfach Kurznachrichten versendete, wurde benutzt, um die Hamburger vor der qualmdurchsetzten Luft zu warnen.

Und während die Warnmeldungen auf den Displays der Mobiltelefone leuchteten, kämpften mehr als 120 Feuerwehrleute in der 2. Hafenstraße gegen einen der größten Brände des fast vergangenen Jahres. Zeitweise loderten die bis zu 20 Meter hohen Flammen auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern. Das Eisen glühte wie in einem Hochofen mit Temperaturen von fast 1200 Grad Celsius.

Mit neun Wasserwerfern und zwei Löschbooten pumpte die Feuerwehr Unmengen von Löschwasser in und über die glühenden Metallmassen. Erst am Sonntag gegen 10 Uhr kehrten die letzten Beamten dem ausgebrannten Schrottberg den Rücken – 33 Stunden nachdem sie alarmiert worden waren.

Am frühen Sonnabendmorgen, um kurz vor 3 Uhr, war der erste Anruf bei der Feuerwehr eingegangen: Flammen schlugen aus einem bis zu fünf Meter hohen Schrottberg eines bundesweit agierenden Recyclingunternehmens. Das Feuer breitete sich schnell aus, und ebenso schnell wuchs die Zahl der Einsatzkräfte vor Ort.

Neben der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr waren auch Einheiten der Werksfeuerwehren umliegender Unternehmen an der 2.Hafenstraße im Einsatz. Die Werksfeuerwehren stellten auch einen Teil der Wasserrohre und Schläuche sowie mehrere Wasserwerfer. „Das war ein schwieriger Einsatz“, sagte Feuerwehrsprecher Steven Eckardt, „das Feuer war schwer unter Kontrolle zu bringen.“

Insbesondere die Wasserversorgung war nicht einfach. Für die benötigten Wassermassen reichten die vorhandenen Hydranten nicht aus, und sie waren auch nicht dafür ausgelegt. Also mussten in Windeseile Wasserleitungen gelegt werden, über die das Löschwasser zusätzlich aus anderen Hydranten und dem Hafenbecken gepumpt werden konnte.

Die brennenden Schrotthaufen waren teilweise so heiß, dass das Löschwasser bereits verdunstete, bevor es die zu kühlenden Oberflächen überhaupt erreichte. Dort ,wo die Flammen bereits niedergerungen waren, wurden die qualmenden Schrottreste von den Greifern zweier Hafenkräne auseinandergezogen, um Glutnester entdecken und löschen zu können.

Wie und warum das Feuer ausbrach, ist noch völlig unklar. Die Brandermittler des Landeskriminalamtes werden den Schrottplatz untersuchen, sobald dieser wieder betreten werden kann. Ein Ergebnis steht noch aus. Wie das Abendblatt erfuhr, sollen dort nur bereits für die Wiederverwertung behandelte Metallteile gelagert worden sein, die von Plastikteilen und Ölverschmutzung bereits gesäubert waren.

„Da sollten eigentlich keine Betriebsstoffe mehr drin sein“, sagte ein beteiligter Feuerwehrmann. Warum der Brand dennoch diese Ausmaße annahm, ist unklar, ebenso die Höhe des Sachschadens. Ein Sprecher des betroffenen Unternehmens war am Sonntag nicht zu erreichen.

Seit Sonnabendmittag konnte die Zahl der Einsatzkräfte nach und nach reduziert werden. Seit 19 Uhr galt das Feuer grundsätzlich als gelöscht, noch bis zum Sonntagvormittag allerdings wurden die qualmenden Metallberge immer wieder mit Wärmebildkameras kontrolliert, dann erst war der Einsatz offiziell beendet.

Für die Stadtbewohner bestand ungeachtet aller Warnungen aber angeblich keine Gefahr für die Gesundheit: Trotz der massiven Rauchentwicklung seien in der Stadt keine toxischen, also giftigen Gase gemessen worden, sagte Feuerwehrsprecher Eckardt. Der Rauch habe sich schnell in der Luft verflüchtigt.