Stadt und Gläubiger des Eigentümers Klausmartin Kretschmer haben sich überraschend geeinigt

Hamburg. Gut 13 Jahre nach dem Verkauf gehört die Rote Flora im Schanzenviertel wieder der Stadt. Der Senat hat die städtische Lawaetz-Stiftung beauftragt, die Rote Flora treuhänderisch zu erwerben und auch künftig zu verwalten. Damit soll der seit Jahren anhaltende Konflikt um das Gebäude befriedet werden.

Der Kaufpreis beträgt 820.000 Euro. Darauf haben sich die Stadt und die Gläubigerversammlung im Insolvenzverfahren gegen den bisherigen Eigentümer Klausmartin Kretschmer geeinigt. Am Freitag wurde der Kaufvertrag notariell beurkundet. Der Preis liegt deutlich über den umgerechnet 190.000 Euro, die Kretschmer 2001 für das Gebäude bezahlt hatte, aber dennoch unter den 1,1 Millionen Euro, die ihm die Stadt Anfang des Jahres geboten hatte.

Damals hatte Kretschmer die Frist für einen Verkauf verstreichen lassen. Obwohl der offizielle Verkehrswert des Geländes am Schulterblatt bei 540.000 Euro liegt, wollten einige Gläubiger den von Insolvenzverwalter Nils Weiland – er ist auch stellvertretender SPD-Landeschef – ausgehandelten Preis nicht akzeptieren und gingen juristisch gegen die Mehrheitsentscheidung der Gläubigerversammlung vor. Diese Anfechtung wurde vom Amtsgericht abgewiesen. Den unzufriedenen Gläubigern bleibt noch der Gang zum Landgericht.

„Der vom Senat Anfang des Jahres angekündigte Rückerwerb der Roten Flora ist damit umgesetzt“, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). „Die jetzige Lösung verhindert, dass die Immobilie von privaten Eigentümern für renditeorientierte, immobilienwirtschaftliche Interessen genutzt wird.“ Der Senat hatte in der Vergangenheit stets betont, nichts am Status quo der besetzten Häuser ändern zu wollen. Dabei bleibe es, so Tschentschers Sprecher Björn Domröse: „Die bisherige Nutzung der Flora soll weiterhin bestehen.“

Hamburg hatte den Rückkauf des früheren Theaters angestrebt, um damit die Auseinandersetzungen um das besetzte Gebäude zu befrieden. Kretschmer hatte in den vergangenen Jahren immer wieder angedeutet, das Gebäude am Schulterblatt räumen zu lassen – entweder, um es zu verkaufen, umzubauen oder für einen Neubau abzureißen. Das hatte mehrfach für schwere Krawalle gesorgt, die heftigsten gab es Ende 2013.

Die Lawaetz-Stiftung hatte schon bei der Befriedung des Hafenstraßen-Konflikts eine Rolle gespielt. 1988 hatte der damalige Senat unter Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) die Häuser am Hafen der Stiftung übertragen.