Streik der Gewerkschaft der Lokführer hat begonnen. Betroffen sind der Nah-, Fern- und Güterverkehr. Die Deutsch Bahn wirft der Gewerkschaft einen „Amoklauf“ vor.

Hamburg. Ausgerechnet an diesem Wochenende, wenn in sieben Bundesländern die Herbstferien beginnen, verschärft die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) den Tarifstreit erneut und legt den Zugverkehr in Deutschland für 50 Stunden lahm. Seit Samstagnacht zwei Uhr Bis Montag, vier Uhr, sollen bundesweit möglichst viele Züge stillstehen. Betroffen sind Nah-, Fern- und Güterverkehr. Der volkswirtschaftliche Schaden dieses Streiks dürfte bis zu 50 Millionen Euro täglich betragen. Zeitgleich zum Streikbeginn ist im Fern- und Regionalverkehr der vom Unternehmen für das Wochenende aufgestellte Ersatzfahrplan in Kraft getreten, sagte eine Bahnsprecherin am Samstagmorgen in Berlin. „Dieser Ersatzfahrplan greift.“

Laut Deutscher Bahn müssen Millionen Reisende mit „massiven Beeinträchtigungen“ rechnen. Das Unternehmen wirft der Gewerkschaft einen „Amoklauf“ vor. „Wir können an der Stelle keine Rücksicht darauf nehmen, dass Urlaub ist oder dass etwa die Schulferien zu Ende gehen“, sagte dagegen GDL-Chef Claus Weselsky.

Gewerkschaft der Lokführer lehnte Angebot der Bahn am Freitagabend ab

Die GDL startete den Streik trotz eines neuen Angebots der Deutschen Bahn. Dieses sieht eine dreistufige Gehaltserhöhung um fünf Prozent bis Juli 2016 sowie eine Einmalzahlung von rund 325 Euro vor. Zudem bot der Konzern an, zum Abbau von Mehrarbeit im kommenden Jahr 200 zusätzliche Lokführer einzustellen.

Dieses Angebot wurde am Freitagabend von der GDL zurückgewiesen. Es sei „nicht geeignet, in die Verhandlungen einzusteigen, weil es lediglich dazu da ist, das Zugpersonal zu entsolidarisieren“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky. Das Unternehmen verweigere „nach wie vor inhaltliche Verhandlungen für das gesamte Zugpersonal in der GDL“. Die Bahn biete „für Lokomotivführer auf den ersten Blick scheinbar massive Verbesserungen, die sie aber gleichzeitig den Zugbegleitern verweigert“.

Um gestrandeten Reisenden zu helfen, stellte die Bahn in Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main und München Hotelzüge bereit. Diese seien in der Nacht zum Samstag „wenig genutzt“ worden, sagte die Bahnsprecherin. Offenbar hätten sich viele Reisende vor dem Streik genau informiert und umgeplant.

Hamburger S-Bahn fährt mit Notfallplan

Die Hamburger S-Bahn stellte für das Wochenende einen Notfallfahrplan auf. Das Ziel: Zumindest alle 20 bis 30 Minuten sollen Züge der Linien 1, 2 oder 3 unterwegs sein. Die U-Bahn lässt zudem deutlich längere Züge fahren. Geplant ist, Zubringerbusse zu den Arenen im Volkspark ausschließlich an der U-2-Station Hagenbecks Tierpark einzusetzen – und nicht an S-Bahnhöfen.

Die Nordostseebahn, der Metronom und der Anbieter Hamburg-Köln-Express (HKX) sind wie die U-Bahn nicht vom Streik betroffen. Fernbusse, die Hamburg anfahren, sind fast ausgebucht. „Am Wochenende gibt es nur noch wenige Plätze“, sagt Wolfgang Marahrens, Leiter des ZOB. Seit Streikbeginn hat sich die Nachfrage nach Busfahrten teilweise verdreifacht. Mehrere Veranstalter wollen ihre Linien verstärken. Autovermieter hatten schon am Freitag eine stark erhöhte Nachfrage von Reisenden vermerkt, die eigentlich die Bahn nutzen wollten. Sie versuchen, die Flotte kurzfristig dorthin zu bringen, wo am meisten Bedarf herrscht.

Am Sonntag drängen bis 15.30 Uhr etwa 55.000 Fußball-Fans zum HSV-Spiel gegen Hoffenheim. Knapp 7000 Besucher werden zeitgleich in der benachbarten O2 World zum Eishockey erwartet. In Wilhelmsburg startet zudem die Profi-Basketball-Mannschaft Hamburg Towers ihr erstes Heimspiel direkt neben der S-Bahn-Station. Weil es während des Streiks bundesweit keine Sonderzüge zu Spielen gibt, können mehrere Hunderttausend Fußball-Fans nicht mit der Bahn anreisen.