Das Congress Center Hamburg ist mit Asbest und anderen Schadstoffen belastet. Sanierung wird deutlich teurer

St. Pauli. Das Congress Center Hamburg (CCH) an der Marseiller Straße, das von 2017 an saniert werden soll, ist maroder als bisher angenommen. Die von Senator Frank Horch (parteilos) geführte Wirtschaftsbehörde hat jetzt auf Abendblatt-Anfrage eingeräumt: Das CCH ist mit Asbest verseucht. Das gefährliche Material sei beim Bau des Gebäudes in den 1970er-Jahren für den Brandschutz verwendet worden.

Außerdem bestätigte Behördensprecherin Helma Krstanoski, dass Farben beziehungsweise Kleber verwendet wurden, die den Schadstoff PCB (Polychlorierte Biphenyle) enthielten. PCB gilt als giftig und kann Krebs verursachen. Asbest und PCB sollen bei der Sanierung des Gebäudes beseitigt werden. In einer Senatsdrucksache, die dem Abendblatt vorliegt, waren die gefährlichen Materialien zunächst nicht beim Namen genannt worden. Es war lediglich eingeräumt worden, dass „erheblich mehr Schadstoffe“ festgestellt wurden als erwartet.

Doch die Brisanz der Schadstoffbelastung wurde in den weiteren Ausführungen in der Drucksache durchaus deutlich: „Da ein Verbleib im Gebäude durch Kapselung nur in Ausnahmefällen möglich ist, müssen die Schadstoffe vor der eigentlichen Sanierungs- oder Abbruchmaßnahme zeit- und kostenintensiv entsorgt werden.“ Das hat seinen Preis: Allein für die Schadstoffentsorgung sind sechs Millionen Euro veranschlagt. Der CDU-Haushaltsexperte Roland Heintze kritisiert: „Ein weiteres trauriges Beispiel dafür, dass der SPD-Senat seine Ausgaben nicht im Griff hat. Dass nun auf einmal die Schadstoffentsorgung um sechs Millionen Euro teurer wird als gedacht, scheint mir da nur der Auftakt zu sein.“

Allerdings steigen die bisher eingeplanten Gesamtkosten von 194 Millionen Euro für die Sanierung des CCH laut Drucksache nicht an: „Das liegt daran, dass die Stadt bei den veranschlagten Kosten einen Puffer eingebaut hat, der durch die sechs Millionen Euro noch nicht aufgebraucht ist“, so Heintze. Allerdings hat der CDU-Politiker noch eine andere Sorge: „Die Frage ist auch, wie gefährlich die Schadstoffe wirklich sind und ob der nun geplante Kostenrahmen für die Entsorgung überhaupt ausreicht.“ Kritik kommt auch von dem Grünen-Wirtschaftsexperten Anjes Tjarks: „Dass ein 1970er-Jahre-Bauwerk wie das CCH ein Schadstoffproblem bergen könnte, ist wirklich nicht überraschend. Der Senat hat offenbar mal wieder mit dem Optimalfall gerechnet und die Realität sieht leider deutlich schlechter aus.“

Behördensprecherin Krstanoski beschwichtigt dagegen die Sorge, Asbest und PCB könnten die Besucher des CCH beeinträchtigen: „Von den Schadstoffen geht keinerlei Gefährdung für Nutzer und Besucher des CCH aus, da sie sich in geschlossenen, nicht zugänglichen Bereichen befinden beziehungsweise eingekapselt sind.“

Es ist auch noch von möglichen „weiteren Altlastenfunden“ die Rede

Aber die Sprecherin muss auch einräumen: „Erst durch den Abriss werden diese Bereiche zugänglich beziehungsweise offengelegt.“ Für die Entsorgung sollen Spezialfirmen eingesetzt werden.

Und es könnte noch andere unangenehme Überraschungen geben: In der Drucksache werden auch „weitere Altlastenfunde oder eine notwendig werdende Kampfmittelräumung“ als „Kostenrisiken“ eingestuft. Eine Kostensteigerung wird es auch bei den Baunebenkosten geben. Die sind „aufgrund der Komplexität des Projektes“ um 3,5Millionen Euro auf 34 Millionen Euro nach oben korrigiert worden. Doch auch dadurch wird der veranschlagte Kostenrahmen von 194 Millionen Euro angeblich noch nicht überschritten.

Anders sieht das bei den 4,2 Millionen Euro aus, die für die Sanierung der CCH-Tiefgarage notwendig sind. Diese hatte die Wirtschaftsbehörde bei ihren Planungen offensichtlich schlicht vergessen. Deshalb sind diese Kosten auch nicht in den 194 Millionen Euro enthalten. Diese Tatsache bezeichnet CDU-Haushaltsexperte Heintze als „blamabel“: „Die Sonntagsreden von Finanzsenator Peter Tschentscher zum kostenstabilen Bauen sind in der Wirtschaftsbehörde scheinbar noch nicht angekommen“, so Heintze weiter.

In der Drucksache heißt es: „In den vorherigen Untersuchungen zum Sanierungsbedarf zum CCH und in der Machbarkeitsstudie war eine Sanierung der Tiefgarage nicht enthalten.“ Später hatte ein Gutachter dann eine „wesentliche Schädigung“ der Tiefgarage durch eine sogenannte Versalzung festgestellt. Die Stadt weiß offenbar noch gar nicht, aus welchem Topf sie die 4,2 Millionen Euro bezahlen soll. Das soll jetzt im weiteren Planungsprozess geklärt werden.

Die Bauarbeiten sollen 2017 beginnen, die Wiedereröffnung des Kongresszentrums ist für 2019 geplant. Der zuständige Wirtschaftssenator Frank Horch hofft, dass das CCH nach der Sanierung im internationalen Wettbewerb erfolgreich ist.