„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten“, so äußerte sich Gottlieb Daimler vor gut 100 Jahren zur Zukunft des Autos. Mittlerweile fahren über eine Milliarde Autos auf unserem Planeten und jeden Tag kommen über 220.000 neue Autos dazu. Wir Deutsche sind dem Auto dabei besonders zugetan. Auf unseren Straßen sind mehr als 43 Millionen Autos unterwegs – weltweit haben nur die Amerikaner mehr Autos pro Haushalt als wir.

Jährlich werden hierzulande mehr als drei Millionen neue Pkw zugelassen, für die wir im Durchschnitt über 27.000 Euro ausgeben. Insgesamt sind rund 460.000 Arbeitnehmer im Kfz-Gewerbe tätig und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von 138 Milliarden Euro. Summiert man alle Pkw-Kilometer, die pro Tag in Deutschland gefahren werden, könnte man damit 82.000-mal die Erde umfahren. Die Straßen hierfür haben wir allemal, reicht doch das deutsche Straßennetz sechsmal um die Erde (unser Schienennetz übrigens nicht einmal). Allein in deutschen Städten werden pro Jahr 170 Milliarden Kilometer mit dem eigenen Auto zurückgelegt. Diese Zahl ist sicher etwas schwer einzuordnen, daher sei angemerkt, dass man hiermit 220.000-mal zum Mond und zurück kommen würde.

All diese Zahlen verdeutlichen eines: Wir lieben unsere Autos. Wie aber stellen sich die Bürger das Auto der Zukunft vor? Dieses soll in erster Linie sparsam im Verbrauch sein, denn die Angst ist groß, immer mehr für die Tankfüllung zahlen zu müssen. Diese Sorge ist durchaus berechtigt, hat sich doch der Benzinpreis seit 1990 fast vervierfacht. Angemerkt sei an dieser Stelle aber auch, dass Autos heute deutlich spritsparender unterwegs sind als in der Vergangenheit, und die Benzinkosten lediglich rund ein Drittel der jährlichen Gesamtkosten ausmachen.

An zweiter Stelle wird das Thema Sicherheit angeführt. 2013 gab es rund 2,4 Millionen Straßenverkehrsunfälle in Deutschland und damit einen neuen Höchststand. Jedoch sank die Anzahl von Verkehrstoten auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Statistik 1951. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mittlerweile 90 Prozent aller Autos mit ABS und 70 Prozent mit ESP ausgestattet sind (von Airbags ganz zu schweigen). Dennoch starben im letzten Jahr täglich neun Menschen durch Verkehrsunfälle – das sind jeden Tag neun zu viel. Hamburgs Straßen sind übrigens mit die sichersten Straßen im gesamten Bundesgebiet, passieren bei uns doch deutlich weniger Unfälle als in sämtlichen Flächenländern der Republik. Für mich etwas überraschend ist die Tatsache, dass selbst fahrende Autos nur von sehr wenigen erwartet werden. Dabei arbeitet nicht nur Google seit Jahren am rein elektronischen Fahren, und erste Tests demonstrieren die Praxistauglichkeit. Doch die Faszination des eigenen Fahrens scheint uns deutlich wichtiger zu sein als mögliche Vorteile wie Zeitersparnis, Kostenreduzierung oder sogar mehr mögliche Sicherheit. Und auch der alte Traum von fliegenden Autos muss vorerst verschoben werden. Sowohl das Interesse als auch die Erwartung an solch eine Weiterentwicklung ist lediglich für jeden 50. Bürger von Bedeutung.

Fazit: Neben den beiden Kernforderungen Sparsamkeit und Sicherheit halten sich die Vorstellungen der Bundesbürger an das Auto des 21. Jahrhunderts in überschaubaren Grenzen. Ob geräuscharm oder umweltfreundlich, modisch im Design oder multimedial ausgestattet – die Bürger scheinen mit der derzeitigen Ausgestaltung mehr oder weniger zufrieden zu sein und äußern nur geringen Optimierungsbedarf.

Ich selber könnte mir übrigens eine deutliche Weiterentwicklung von Autos in den kommenden Jahrzehnten vorstellen. Ob mit alternativen Energiequellen angetrieben, je nach Bedarf und Stimmung variabel in Form, Design und Größe oder selbst fahrend – all dieses würde ich klasse finden. Und wenn man eines Tages sogar mit dem eigenen Auto in die Stadt fliegen könnte, gebe es weniger überfüllte Straßen und man wäre schneller am Ziel. Letztlich ist man noch heute in vielen Großstädten nur unwesentlich schneller unterwegs als mit der Postkutsche vor 200 Jahren.

An dieser Stelle schreibt jeden Montag Prof. Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen