St. Pauli. Noch vor einigen Wochen standen hier die maroden Esso-Häuser, um deren Abriss eine weit über Hamburg hinaus beachtete Debatte geführt wurde. Nun versperrt am Spielbudenplatz eine gut zwölf Meter hohe Lärm- und Sichtschutzwand die Sicht auf die Brachfläche. Bis zum 25. September malen dort fünf Streetart-Künstler fünf riesige Wandbilder; das Projekt ist Teil des Reeperbahn Festivals, das heute startet. „Wir holen die Kunst aus der Galerie auf die Straße“, sagt Kurator Rudolf Klöckner, der auch Gründer des Streetart-Netzwerks urbanshit ist. Gemalte Wandbilder wie jetzt auf St.Pauli, riesige Motive auf kahlen Hausfassaden – das ersetzt dieser Kunst die Leinwand.

Der Bauzaun war eine Auflage des Bezirks Mitte für das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau, das gegen vielfachen Protest von St.-Pauli-Initiativen die maroden Häuser hatte abreißen lassen und dort nun einen Neubau plant. Der hohe Zaun sollte einer Forderung des Bezirks zufolge zudem künstlerisch gestaltet werden. Finanziert wird diese Kunst durch das Unternehmen, aber auch durch Unterstützung des Farbenherstellers sowie der Betreibergesellschaft Spielbudenplatz.

Kritik an der Großkunst kommt nun wieder von der Initiative Esso-Häuser, die für einen Erhalt der Häuser gestritten hatte. Die ausschließliche Nutzung als Kunst- und Werbefläche etabliere zukünftige kommerzielle Nutzungen des Esso-Areals, argwöhnt die Initiative und fordert eine Beteiligung bei der „Bespielung“ des Zauns.