Der Hamburger Fußball-Verband hat zum ersten Mal ein Punktspiel abgesagt. Spieler trugen rechtsradikale Tätowierungen trugen und sangen die 1. Strophe des Deutschlandlieds. Verband startet Verfahren.

Hamburg. Das hat es in der Hansestadt noch nicht gegeben: Der Hamburger Fußball-Verband hat zum ersten Mal ein Punktspiel wegen des Verdachts rechtsextremistischer Umtriebe innerhalb einer Mannschaft kurzfristig abgesagt. Die Amateurbegegnung der 3. Herren des SC Osterbek (Bramfeld) am Wochenende wurde aus dem Spielplan gestrichen. Anlass ist die Weigerung der 5. Herren des SC Sternschanze, am Sonntag zum Heimspiel anzutreten.

In einem offenen Brief an den Verband begründeten die Kicker von der Schanze ihren Beschluss mit Beobachtungen aus der vergangenen Saison. So habe der Osterbeker Libero vor dem Anpfiff auf dem Rasen die erste Strophe des Deutschlandlieds angestimmt. Andere namentlich bekannte Spieler seien durch Tätowierungen und Kleidungsstücke mit nationalsozialistischem Hintergrund aufgefallen.

Nach Sichtung der Unterlagen und Fotos reagierte der Vorstand des SC Osterbek Anfang dieser Woche und schloss fünf Männer aus dem Verein aus. Die Spielerpässe wurden eingezogen. Zudem strengte der Fußball-Verband ein Untersuchungsverfahren an. Bei einer Präsidiumssitzung am 18. September soll das Vorgehen festgelegt werden. Möglich ist ein Sportgerichtsverfahren mit dem Ziel, die gesamte 3. Herrenmannschaft aus dem Spielbetrieb der Leistungsklasse B, Staffel III, auszuschließen. „Anfangs wussten wir nicht genau, wie mit solchen Vorfällen umzugehen ist“, sagte Gunnar Ebmeyer, Kapitän der 5. Herren des SC Sternschanze. „Dann haben wir uns entschlossen, Flagge zu zeigen.“ Die Darstellung der fünf Osterbek-Spieler in sozialen Netzwerken wie Facebook habe die Vermutung rechtsextremistischen Gedankenguts genährt. Die klare Haltung der Sternschanzen-Mannschaft: „Gegen Neonazis wollen wir nicht spielen und ihnen auch nach dem Abpfiff nicht die Hände reichen müssen.“ Von anderen Amateurclubs kam Zustimmung. Teile der Osterbeker Mannschaft seien in der Vergangenheit auch wegen Tätlichkeiten auf und abseits des Platzes aufgefallen.

„Wir distanzieren uns vehement von solchen Personen“, sagte der Präsident des SC Osterbek, Jürgen Lehmann. „Rechtsradikale Tendenzen werden in unserem Verein nicht geduldet.“ Er versprach eine „rückhaltlose Klärung“. Zusätzliche Maßnahmen wie eine Streichung der Mannschaft oder weitere Ausschlüsse seien denkbar.

Der Hamburger Fußball-Verband spricht von einem Einzelfall. „Entsprechende Tendenzen und konkrete Unterwanderungsversuche sind uns aus anderen Bundesländern durchaus bekannt“, sagte HFV-Geschäftsführer Karsten Marschner. „In Hamburg gab es bisher glücklicherweise keine Auffälligkeiten.“