Die Elbphilharmonie ist jetzt regendicht. Senatorin Barbara Kisseler und Architekten sprechen begeistert von der „fünften Fassade“

Hamburg. Die Zahlen sind beeindruckend: 6000 Quadratmeter groß, der höchste Punkt in 110 Metern, allein der Stahlbau für die Konstruktion wiegt 1000 Tonnen und obendrauf werden insgesamt 6000 Pailletten mit einem Durchmesser von 90 oder 110 Zentimetern das Ganze buchstäblich abrunden – das Dach der Elbphilharmonie kann sich jetzt schon sehen lassen.

Wie vertraglich in der Neuordnungsvereinbarung zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief vorgesehen, ist das Dach des Jahrhundertbauwerks am 15. August regendicht gewesen (das Abendblatt berichtete) – und damit hat das Konzerthaus praktisch seine fünfte Fassade bekommen. „Zunehmend ist zu erkennen, wie die Elbphilharmonie mit ihrem geschwungenen Dach als funkelnder Diamant im Stadtbild präsent sein wird“, sagt Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos).

Im Grunde setzt sich das gewaltige Dach aus acht konkaven Teilflächen zusammen (siehe Infografik). Daraus ergibt sich eine gewaltige Wellenform. Sie ist zum einen das Ergebnis der verschiedenen Nutzungen des Gebäudes – nämlich Hotel, Philharmonie und Wohnungen. „Durch die wellenartige Form erreichen wir außerdem auch die Regenwasserführung und die Minimierung des Gesamtvolumens“, sagt Stefan Goeddertz, Projektleiter der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron.

Die abschließende Sichtebene aus den runden Pailletten erlaube den flexiblen Umgang mit den Haustechnikelementen sowie die Erreichbarkeit dieser und der Fassaden. Nach der kompletten Fertigstellung dürfen aus Sicherheitsgründen nur noch Höhenarbeiter die Dachfläche (steilste Stelle: 57 Grad) betreten.

„Das Dach ist als fünfte Fassade im Stadtbild präsent. Durch die präzise Anordnung der Pailletten wird eine einheitliche Erscheinung erreicht“, sagt Stefan Goeddertz. Und nur dadurch, dass es sich um runde und nicht um eckige Pailletten handelt, sei es möglich gewesen, die Wellenform insgesamt zu erhalten.

„Die Schließung des Daches ist ein sehr wichtiger Baufortschritt, da wir den Innenausbau nun witterungsunabhängig ausführen können“, sagt Hochtief-Projektleiter Stephan Deußer. „Wir haben uns mit meinem Team von Anfang an auch mit möglichen technischen Lösungen zur Abdichtung des Gebäudedachs beschäftigt. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir jetzt auch dieses Kapitel erfolgreich abgeschlossen haben.“

Der Innenausbau sei auch Voraussetzung dafür, so Deußer, dass der nächste Vertragstermin, der zwischen der Stadt und Hochtief vereinbart worden ist, eingehalten werden kann: die Fertigstellung der Technikebene über dem großen Saal und unter dem Gebäudedach. Dieser Zwischentermin ist am 30. April 2015. Dann muss auch der Hotelbereich fertiggestellt sein.

Zurzeit deutet alles darauf hin, dass sämtliche Vertragstermine eingehalten werden können. Zum 31. Januar 2016 muss die sogenannte Weiße Haut im Großen Saal komplett montiert sein. Die Saaldecke ist bereits vollständig mit den großen Gipsplatten verkleidet. Laut Sachstandsbericht des Senats zur Elbphilharmonie vom Juni sind derzeit rund 3000 der insgesamt 10.000 Platten montiert worden. Ende Juni 2016 erfolgt dann die Übergabe des Konzertbereichs. Die Gesamtfertigstellung und Abnahme des Gebäudes ist vertraglich für den 31. Oktober 2016 vereinbart. Manche gehen sogar davon aus, dass Hochtief alles dafür tun wird, das Bauwerk vor den vertraglich vereinbarten Fristen fertig zu stellen. Nur dann lassen sich nämlich noch erhebliche Summen einsparen. Experten gehen von einem hohen sechsstelligen Betrag aus, der pro Monat früherer Fertigstellung eingespart werden könnte.

„Die erneute Einhaltung des Vertragstermins und der gute Baufortschritt zeigen, dass die Neuordnung funktioniert“, sagt Kisseler. Im April 2013 hatten die Stadt und Hochtief die Neuordnung beschlossen, dafür erhielt der Baukonzern einen Pauschalpreis von 575 Millionen Euro. Insgesamt wird die Elbphilharmonie, die im Frühjahr 2017 eröffnet werden soll, den Steuerzahler 789 Millionen Euro kosten. Zur Erinnerung: Bei Vertragsunterzeichnung im Dezember 2006 sollte das Bauwerk 241 Millionen Euro kosten. Die Kosten für den Steuerzahler damals: 114 Millionen Euro.

„Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten läuft sehr gut und ist inzwischen von dem gemeinsamen Willen getragen, für Hamburg einen architektonisch und künstlerisch herausragenden Ort zu schaffen. Dies macht mich optimistisch, dass auch die künftigen Vertragstermine gehalten werden“, sagt Barbara Kisseler. Genau so sieht es auch Hochtief. „Die Zusammenarbeit auf der Baustelle und in der Planer-Arge ist sehr gut“, sagt Stephan Deußer. „Ich bin sehr sicher, dass wir auch die nächsten Vertragstermine einhalten werden.“