Barkasse mit 45 Fahrgästen rammt Schleusentor. War ein technischer Defekt die Ursache?

Steinwerder. Die 45 Fahrgäste, überwiegend Touristen, hatten eine beschauliche Rundfahrt durch den Hafen gebucht – und mit einem Erste-Klasse-Blick auf die Containerterminals und Frachter gerechnet. Doch nicht wenigen Passagieren stand der Schock ins Gesicht geschrieben, als sie am Dienstagnachmittag die Ausflugsbarkasse „Cremon II“ verließen. An der Ellerholzschleuse auf Steinwerder war das Schiff mit einem Schleusentor kollidiert. Sieben Menschen wurden verletzt, darunter zwei Kinder.

Die „Cremon II“ war an den Landungsbrücken gestartet und zum nördlichen Reiherstieg gefahren. Hinter der Argentinienbrücke bog die Barkasse dann in die südliche Schleusenkammer der Ellerholzschleuse ein. Üblicherweise halten Schiffe dort, bis das Schleusentor aufgeht. Nach den Ermittlungen fuhr die Barkasse aber weiter. „Bei der Annäherung an das Westtor der Schleuse wollte der Schiffsführer die Barkasse aufstoppen und legte die Maschine auf ‚zurück‘“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. „Aus bislang unbekannter Ursache steuerte die Maschine aber nicht um.“ Ein Defekt? Die „Cremon II“ krachte mit dem Steven (Teil des Bugs) frontal gegen das rechte Schleusentor. Bei dem Aufprall verloren viele Fahrgäste den Halt und stürzten. Zeugen berichteten, dass einige stark geblutet hätten. Die Feuerwehr rückte mit fünf Rettungs- und einem Notarztwagen aus, 18 Feuerwehrleute waren an dem Einsatz beteiligt. Die verletzten Fahrgäste hätten sich unter anderem Knieprellungen, Schnittwunden und Quetschungen zugezogen. Zwei Passagiere seien zudem mit Verdacht auf Nasenbeinbruch und Schleudertrauma in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Nach Angaben der Polizei ist das Schleusentor bei der Kollision zudem aus der Laufschiene gedrückt und beschädigt worden.

Die Barkasse wurde vertäut und sichergestellt. Die weiteren Untersuchungen führen nun die technischen Ermittler der Wasserschutzpolizei. In der Vergangenheit waren Barkassen häufig verunglückt, weil die Schiffsführer unter Alkoholeinfluss standen. Dieser Verdacht zerschlug sich im aktuellen Fall schnell: Ein Test ergab, dass der Kapitän keinen Alkohol im Blut hatte.

Die Ellerholzschleuse ist nicht das erste Mal Schauplatz eines schweren Schiffsunglücks. Im März 2012 kollidierte die Barkasse „Ruth“ wegen eines technischen Defekts mit einer Schleusenwand. Zwölf Fahrgäste wurden damals leicht verletzt.