Hamburger sollen Privatwagen nur noch nutzen, „wenn es wirklich nicht anders geht“

Hamburg. Der Senat will den Autoverkehr in der Hansestadt deutlich reduzieren – und fordert die Hamburger jetzt sogar explizit dazu auf, Privatwagen so oft wie möglich stehen zu lassen. „Wir alle sollten das Auto in einem Ballungsraum wie Hamburg nur noch benutzen, wenn es wirklich nicht anders geht“, sagte Stadtentwicklungs- und Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) dem Abendblatt. „Denn ein Großteil der Belastung der Luft und des Lärms geht auf den Individualverkehr zurück.“ Eine zentrale Voraussetzung für ein modernes und lebenswertes Hamburg der Zukunft sei die Erreichung vor allem eines Ziels, so Blankau: „Deutlich weniger Autoverkehr.“

Der SPD-Senat strebe „mehr Radverkehr und eine weiter steigende Nutzung des HVV“ an, so die Senatorin. Dabei gehe es aber nicht darum, den Druck auf Autofahrer zu erhöhen. „Das Auto gilt bei jüngeren Leuten sowieso als unattraktiv. Es ist also gar nicht nötig, Autofahrer zu bestrafen. Und das werden wir auch nicht tun“, sagte Blankau.

Ähnlich äußerte sich Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) im Abendblatt-Interview. „Mit unserem Mobilitätsprogramm 2013 und dem Luftreinhalteplan setzen wir auf nachhaltige Strategien, die die Förderung des Rad- und des öffentlichen Personennahverkehrs zum Inhalt haben und so zu einer Abnahme des Autoverkehrs innerhalb der Stadt führen“, so Horch. „Die Zahlen geben uns recht: Seit Jahren geht die Nutzung des Autos in der Stadt zurück, während der ÖPNV stetig steigende Fahrgastzahlen verzeichnet und der Gebrauch des Fahrrads ebenfalls deutlich zunimmt.“ Künftig solle die Buslinie 109 zu einer „Referenzlinie“ werden, auf der überwiegend Wasserstoff-, Elektro- und Hybridbusse erprobt werden sollten.

Eine Absage erteilten Blankau und Horch erneut der Einführung einer Stadtbahn. „In Hamburg sind die Verkehrsflächen vergeben. Ein weiteres Verkehrsmittel werden wir da nicht unterbringen können“, sagte Horch. „Es würde zu zahlreichen Protesten und Klagen kommen, die eine Umsetzung letztlich infrage stellen würden.“ Blankau verwies darauf, dass in vielen europäischen Städten derzeit nicht Stadtbahnen, sondern U-Bahn-Netze ausgebaut würden – weil U-Bahnen deutlich mehr Menschen befördern könnten.