Änderung im Steuerrecht ist offenbar der Auslöser. Auch katholische Kirche ist betroffen

Hamburg. In Hamburg zeichnet sich in diesem Jahr ein neuer Rekord bei den Kirchenaustritten ab. In den ersten sechs Monaten 2014 kehrten mehrere Tausend Christen ihrer Kirche den Rücken. Die evangelische Kirche verlor fast 60 Prozent mehr Mitglieder als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nach Angaben eines Kirchensprechers erklärten bis zum 30. Juni 5943 Protestanten in der Hansestadt ihren Austritt. Zum Vergleich: 2013 waren es 3811.

Auch andere Landeskirchen verzeichnen derzeit eine massenhafte Kirchenflucht. Grund für die Entwicklung ist offenbar die veränderte Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge ab Januar 2015. „Die zeitliche Nähe mit den vermehrten Austritten legt nahe, dass es einen Zusammenhang gibt“, sagte der Finanzdezernent der Nordkirche, Wichard von Heyden, dem Abendblatt. „Wir bedauern diese Entwicklung sehr.“

Schon 2013 waren die Zahlen der kirchenmüden Protestanten um ein Drittel gestiegen, von 6669 im Jahr 2012 auf 8506. Im gesamten Bereich der Nordkirche gab es nach Angaben des Kirchenamts in Kiel 23.970 Austritte (2012: 19.301). So hoch waren die Zahlen zuletzt 2001. Auch die katholische Kirche ist von der Austrittswelle betroffen. Konkrete Zahlen wollte das Erzbistum Hamburg allerdings noch nicht nennen.