Turnarena könnte nach möglichen Sommerspielen zu Kreuzfahrtterminal werden, Radsportler würden in Stellingen fahren.

Hamburg. Die Olympiabewerbung der Stadt geht in die entscheidende Phase. Die vor drei Monaten eingesetzte Projektgruppe aus Behördenvertretern hat jetzt der Zukunftskommission Sport ihre bisherigen Antworten auf die 13 Fragen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu einer Kandidatur Hamburgs vorgestellt. Die vielfältigen Anregungen des Gremiums aus Vertretern des Senats, der Handelskammer, des Hamburger Sportbundes (HSB) und des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein unter Vorsitz von Hamburg-Wasser-Geschäftsführer Michael Beckereit sollen in den nächsten zweieinhalb Wochen noch in das Papier einfließen.

Berlin und Hamburg, die beiden nationalen Olympiakandidaten, müssen bis zum 31. August um 24 Uhr ihre Antworten auf maximal 50 Seiten der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main übermitteln. Öffentlich sollen sich die Städte vorher nicht äußern. Die Mitgliederversammlung des Sportbundes entscheidet am 6. Dezember in Dresden über den Bewerber. Zuvor gibt das zehnköpfige DOSB-Präsidium seine Empfehlung ab, möglicherweise schon Mitte September oder Ende Oktober.

Weitere Vorschläge für Hamburgs Olympiakampagne erhofft sich Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) von den Bürgern. Die Einsendefrist wurde um eine Woche bis zum 19. August verlängert. Die E-Mails sollen an dosb-fragen@bis.hamburg.de geschickt werden. Seit Anfang Juli brachten 65 Einsender zum Teil ausführlich ihre Ideen ein, wie sie sich Olympia in Hamburg vorstellen. 36 von ihnen begrüßten Spiele in der Stadt, 23 waren dagegen, sechs blieben neutral. Insgesamt wurden 270 Beiträge zum DOSB-Fragenkatalog formuliert. Neumann: „Die Hamburgerinnen und Hamburger äußern sich engagiert, kreativ, auch kritisch, aber stets ernsthaft.“

Hamburgs Olympiakonzept steht noch nicht im Detail fest, die Konturen sind aber deutlich sichtbar. Es sollen Spiele für Sportler werden, die auf die Bedürfnisse der Athleten eingehen, stärker als bisher. In einem zweiten Olympischen Dorf in Wilhelmsburg würden Verwandte und Freunde untergebracht, um den gewünschten engen Kontakt räumlich herzustellen. Bei der Ankunft, Eröffnungs- und Schlussfeier sollen die Teams auf Schiffen über die Elbe ins Stadion gebracht und auf diesem Weg von den Ufern aus von den Zuschauern gefeiert werden. Der begeisterte Empfang der Hamburger für die deutsche Olympiamannschaft im August 2012 steht für diese Idee Pate.

Das Olympiazentrum mit Olympiastadion, Schwimmhalle, Olympia-Dome (Turnen) und olympischem Dorf soll auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook errichtet werden. Das dort ansässige Fruchtterminal und die Autoverladung würde bei einem Zuschlag für Hamburg in den westlichen Hafen verlagert. Die Wirtschaftsbehörde hat die Hamburg Port Authority (HPA) gebeten, bis zum 31. August Pläne für den möglichen Umzug zu erstellen. HPA-Geschäftsführer Jens Meier, der ehemalige HSV-Aufsichtsratschef, hat zugesagt, pünktlich zu liefern. Das Gelände gehört der Stadt, die Hafenwirtschaft besitzt einen langfristigen Pachtvertrag. Olympische Sommerspiele, heißt es bei der HPA, seien der einzige Grund, Veränderungen zuzustimmen.

Das bislang auf dem Grasbrook vorgesehene Velodrom, das Stadion der Bahnradfahrer, ist jetzt in Stellingen an der Hagenbeckstraße auf dem Gelände der dortigen Bahnrad- und Eishockeyarena geplant. Der Moderne Fünfkampf könnte im Stadtpark stattfinden. 16 der mindestens 30 benötigten Sportstandorte sind in Hamburg bereits vorhanden, vier müssten vollständig saniert, fünf temporär errichtet und fünf – wie das Olympiastadion (70.000 Plätze), das teuerste Projekt – neu gebaut werden.

Das Medienzentrum könnte in den unteren Geschossflächen zweier Hochhäuser zwischen den Elbbrücken entstehen. Für alle Neubauten wie für den Olympiapark wurden Konzepte für die zumeist privatwirtschaftliche Nachnutzung erstellt, ins olympische Dorf soll später aber auch sozialer Wohnungsbau einziehen. Der Olympia-Dome ist als viertes Kreuzfahrtterminal für die Zeit nach den Spielen vorgesehen. Das auf 20.000 Plätze zurückgebaute Olympiastadion würde zur Eventfläche umgewidmet, als Leichtathletikarena, eventuell als American-Football-Stadion bestehen bleiben. In der Mantelbebauung wäre Platz für Büros, Gewerbe, Wohnungen und Sportverbände. Ruinen wie in Athen, Ausrichter der Sommerspiele 2004, oder in Peking (2008) soll es in Hamburg nach Olympia nicht geben.

Hamburg versucht die Ausgaben für die Bewerbung gering zu halten. Sie liegen derzeit bei rund 200.000 Euro. Die internationale Kampagne – das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt die Sommerspiele 2024 im Juli 2017 – wird um die 50 Millionen Euro kosten. Daran sollen sich Bundesregierung und Wirtschaft beteiligen.

Senator Neumann wird jetzt weiter auf Werbetour für die Spiele gehen. Sein nächster Auftritt ist am 18.August um 19 Uhr im Haus des Sports am Schlump vorgesehen. Dort wird er Vertreter der Sportvereine auf den neuesten Stand bringen. Reinhard Wolf, Olympiabeauftragter der Handelskammer, wirbt derweil bei Wirtschaftsverbänden und Unternehmen für Olympia. Auch gemeinsame Auftritte sind geplant.