Sofa, Pflanzen, Bücher: Obdachlose haben sich auf der St. Pauli Hafenstraße im Freien eingerichtet

St. Pauli. Auf den ersten Blick ist alles normal: ein Sofa, ein Regal mit Konserven, eine Zimmerpflanze, in deren Topf eine Deutschlandfahne steckt. Ein normaler Wohnraum ist es trotzdem nicht. Statt der eigenen vier Wände gibt es nur drei: zwei Brückenpfeiler und eine Mauer, die die Bewohner vom dahinter liegenden Parkplatz trennt. Ein echtes Dach über dem Kopf haben die Bewohner an diesem Teil der St. Pauli Hafenstraße jedoch nicht.

Die stark befahrene Hafenstraße ist keine drei Meter entfernt. Und doch ist es die neue Heimat von Pavel Novac, Logala Kamil und drei weiteren obdachlosen Männern auf St. Pauli. „Jeder von uns hat etwas mitgebracht, als wir ankamen“, sagt Logala Kamil. Schon vor fünf Jahren haben sie den Platz unter der Brücke bezogen, vor dem sie auf einem Tisch Bücher ausgelegt haben, die man gegen eine Spende mitnehmen kann. Viele Leute blieben stehen, um sich das ungewöhnliche Zimmer anzusehen, sagt Kamil.

Am Wochenende seien es besonders die Touristen, die stehen blieben und die Einrichtung mit ihren fünf Schlafplätzen, den aufgestellten Bildern und dem Tisch bestaunten. „Einige fotografieren einfach drauflos“, sagt Kamil. Ihm wäre es lieber, die Menschen würden fragen, bevor sie Fotos von ihm, seinen Mitbewohnern und den Möbeln machen würden. Aber eigentlich würden sie sich über das Interesse freuen, sagt der 27-Jährige. Schließlich seien sie stolz auf das, was sie sich aufgebaut haben.