Das Ereignis war ein voller Erfolg. 600.000 Besucher bei den Cruise Days. Barcelona, Kopenhagen und Amsterdam wollen von Hamburg lernen, wie man ein maritimes Ereignis so gut vermarktet.

St. Pauli. Da staunten sogar die Satelliten im All: Hamburgs Elbe strahlte bis zum Himmel blau. Bei der Schiffsparade anlässlich der Cruise Days am Sonnabend schmückten die blauen Leuchtstoffröhren des Lichtkünstlers Michael Batz nicht nur die vielen Seezeichen im Hafen, auch die MS „Europa“ an der Spitze der Parade, die „MSC Magnifica“, die „AIDAstella“, die MS „Deutschland“ und der Museumsdampfer „Cap San Diego“ waren leuchtende Beispiele eines Gesamtkunstwerks – des Blue Port bei den inzwischen vierten Cruise Days, die am Wochenende 600.000 Besucher anlockten – Rekord.

Hunderttausende Zuschauer säumten nachts den Hafenrand und erlebten Feuerwerk, Parade und eine laue Sommernacht. Zugleich begeisterte die Gruppe Santiano vor den Landungsbrücken rund 10.000 Zuschauer im Rahmen der NDR-Sommertour. Am Sonntag fand das maritime Großereignis seinen Abschluss. Veranstalter Uwe Bergmann zeigte sich „äußerst zufrieden“ mit dem Verlauf der dreitägigen Veranstaltung und der Ankunft von insgesamt sechs Kreuzfahrtschiffen. Und Hafenkapitän Jörg Pollmann lobte das Sicherheitskonzept während der Parade: „Es hat sich bewährt.“

Dabei gab es im Hafenbecken einen kurzen Zwischenfall: Die „Magnifica“ musste bei der Parade stoppen, weil es zu einer Kollision zwischen einem Segler und einer Barkasse kam. Es sei ein kleiner Sachschaden entstanden, hieß es. Hunderte weitere Schiffe – von Barkassen bis Ausflugsdampfern – waren zusammen auf dem Wasser und sorgten für ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die Traumschiffe mussten ihr Tempo auf vier Knoten (sieben Kilometer pro Stunde) drosseln.

Das Wochenende startete in der Fischauktionshalle mit einer eintägigen Kreuzfahrtmesse. Hier präsentierten auch kleinere Reedereien wie Polarkreuzfahrten und Plantours ihre Kataloge. „Die Cruise Days sind für uns eine Superveranstaltung“, sagte Sabine Meier, Vertriebsassistentin von Star Clippers in Hannover. Die Reederei ist auf Segelschiffe spezialisiert. Michael Zart, Büroleiter von Globetrotter in Neugraben, hat in den vergangenen Jahren bei den Buchungen beobachtet, wie stark die Nachfrage geworden ist. „Inzwischen machen Kreuzfahrten 22 Prozent unserer verkauften Reisen aus.“

Derweil leitete Schauspieler und Moderator Marek Erhardt den „Kreuzfahrt-Talk“ in der Fischauktionshalle und bekannte ganz begeistert: „Ich habe gefühlt schon 25 Kreuzfahrten gemacht. Man kann dabei so viel sehen und erleben.“

An der Überseebrücke hatte die MS „Europa“, das nach dem Berlitz-Cruise-Guide weltweit beste Kreuzfahrtschiff, festgemacht. Sternekoch Dieter Müller aus Odenthal bei Bergisch Gladbach, der auf dem Schiff ein eigenes Restaurant betreibt und gut 70 Tage im Jahr an Bord ist, servierte seinen Gästen vor der Kulisse der HafenCity Bio-Ei, Spinatpüree, Pilze, Nussbutterespuma und australische Trüffel. Kapitän Olaf Hartmann nahm sich die Zeit, mit den Gästen zu speisen. Und lobte Hamburg: „Die Hansestadt hat zwar erst spät die Bedeutung der Kreuzfahrten erkannt. Aber jetzt hat sie es geschafft.“

Die Cruise Days seien gerade mit dem Blue Port ein Ereignis, das viele Menschen begeisterte. Die Elbe fasziniert den gebürtigen Hamburger bis heute: „Wem die Elbe nichts sagt, dem sagen auch der Ganges und andere große Flüsse auf dieser Welt nichts.“ Die nächste Reise der „Europa“ führt jetzt nach Helgoland und Sylt.

Für die Crew bedeuteten die Cruise Days mit dem Passagierwechsel viel zusätzliche Arbeit. Auf der MS „Deutschland“, dem ZDF-„Traumschiff", hatte auch Hotelmanager Oliver Schulz, 36, alle Hände voll zu tun. Eben war eine Nordlandreise zu Ende gegangen, und nun kamen neue Passagiere an Bord. Zwei Paare wollten während der Cruise Days ihr Eheversprechen vor dem Kapitän erneuern. Der Hamburger Hafen ist eben auch ein Ehehafen.

Am Sonntag nahm das Traumschiff rund 80 Tonnen Proviant, inklusive Trinkwasser, auf. Das soll für rund 17 Tage reichen. Die Besonderheit in Hamburg: „Hier versorgen wir uns mit frischem Fisch. In Norwegen ist er viel zu teuer“, sagt Schulz, der an Bord für rund 220 Mitarbeiter verantwortlich ist. Hamburg, fügt er hinzu, sei für alle deutschen Mitarbeiter der „Heimathafen“. Die Stadt sei mit ihrem vielen Grün, dem Wasser und der architektonischen Vielfalt einfach „sensationell“.

Die Cruise Days sind zwar kein so großes Volksfest wie der Hafengeburtstag. Dafür sind sie kleiner, lieber und feiner. Auf den Magellan-Terrassen gab es kulinarische Genüsse rund um spanischen Rotwein. 150 Veranstaltungen sorgten für das Rahmenprogramm an Land. Das erfolgreiche Konzept des maritimen Events stößt in europäischen Hafenstädten zunehmend auf Interesse. Wie Thorsten Kausch, Geschäftsführer des Hamburg Convention Bureaus, dem Abendblatt sagte, interessiert sich derzeit die spanische Metropole Barcelona für das Konzept. Josep Rojas, Kreuzfahrtbeauftragter der Tourismusabteilung in der katalonischen Stadt, besucht gegenwärtig die Hansestadt.

Für die Veranstaltung im nächsten Jahr hätten Kopenhagen und Amsterdam Interesse angemeldet, sagte Kausch. „Sie alle wollen wissen, wie wir es geschafft haben, mit dem Blue Port eine so erfolgreiche Veranstaltung zu inszenieren“, sagte Kausch. Am wichtigsten sei es, eine gute Idee zu haben und etwas zu finden, was eine Stadt für Kreuzfahrtschiffe interessant mache. „Die Cruise Days bieten den Reedereien eine Bühne.“ Gewiss, fügte Kausch hinzu, würden auch andere Destinationen von mehr als vier Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig angelaufen. „Aber sie machen einfach nichts daraus.“ Die Stadt Hamburg unterstützt die Cruise Days über das Convention Bureau mit 150.000 Euro. Die nächsten Cruise Days finden bereits im September kommenden Jahres statt.