Müllverbrennungsanlagen im Raum Hamburg erzielen überdurchschnittlich hohe Renditen

Hamburg. Zwei von sieben gewinnträchtigen Müllverbrennungsanlagen in Deutschland stehen in und um Hamburg. Laut einem Bericht der ZDF-Sendung „Frontal 21“ erzielten die Anlagen in Stapelfeld (Kreis Stormarn) und Rugenberger Damm (Waltershof) im Jahr 2012 jeweils eine Umsatzrendite von gut 53 Prozent und 48 Prozent. Zum Vergleich: Der Autoriese Volkswagen kam im vergangenen Jahr auf 6,3Prozent.

Abschreibungen bewirkten erst im Laufe der Jahre steigende Gewinne

Die Betreibergesellschaften bestätigen die Zahlen indirekt. So sagt etwa Karen Kristina Hillmer, Sprecherin des Energiekonzerns Vattenfall, dass ein derart hoher Wert herauskommt, wenn lediglich ein Geschäftsjahr betrachtet werde. Vattenfall ist mit 55 Prozent Mehrheitsgesellschafter an der Anlage Rugenberger Damm, die seit 1999 betrieben wird. „Allerdings haben wir zu Betriebsbeginn hohe Verluste eingefahren“, sagt Hillmer.

Erst im Laufe der Jahre hätten die Abschreibungen der Müllverbrennungsanlage dazu geführt, dass die Gewinne gestiegen seien. „Betrachtet man die Entwicklung über die Jahre, dann liegt die durchschnittliche Umsatzrendite mit neun Prozent sehr viel niedriger.“

Die tatsächlichen Kosten für eine Tonne Müll, der in einer Anlage verbrannt wird, liegt etwa bei weniger als 70 Euro. Die privaten Betreiberunternehmen haben mit der Stadt Hamburg sowie verschiedenen Umlandkreisen Preise mit bis zu 160 Euro je Tonne vereinbart.

Die Preise, die Städte und Kommunen für die Verbrennung des Mülls zahlen, sind vertraglich festgeschrieben. „Damit soll eine Gebührenstabilität erreicht werden“, sagt Magnus-Sebastian Kutz, Sprecher der Umweltbehörde. Diese Verträge haben Laufzeiten von rund 20Jahren.

Wie hoch etwa zum Vergleich die Umsatzrendite der Müllverbrennungsanlage im Stellinger Moor (Bahrenfeld) ist, ist dagegen nicht bekannt. Laut Stadtreinigung wird dieser Wert nicht gesondert erhoben. Schreibt etwa ein Konzernteil Verluste, würden diese durch Gewinne anderer Teile aufgefangen. Gut möglich, dass die Rendite deutlich niedriger liegt als bei der Konkurrenz. Die Anlage in Stellingen ist fast 40Jahre alt und muss laufend modernisiert werden. Ohnehin dürfen städtische Betriebe wie die Stadtreinigung – anders als private Unternehmen – mit der Einnahme von Gebühren keine Gewinne machen. Die Gebühren müssen in ihren Verwendungszweck wieder investiert werden.

Die Preise sinken laut Stadtreinigung, da immer weniger Müll verbrannt wird

Ohnehin sind die Zeiten, in denen mit dem Verbrennen von Müll derart hohe Gewinne erzielt werden, in Hamburg wohl bald vorbei. Die Preise sinken laut Stadtreinigung, da immer weniger Müll verbrannt wird. Stattdessen erhöht sich die Recyclingquote. Die Stadtreinigung lässt seit Anfang des Jahres etwa keinen Müll mehr an der Borsigstraße verbrennen. 2016 steigt das Unternehmen auch aus der Zusammenarbeit mit der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld aus.

Geht es nach dem Wunsch der Stadtreinigung, dann würde das städtische Unternehmen die Anlage am Rugenberger Damm, an dem es bereits heute mit 25 Prozent beteiligt ist, sowie die Anlage an der Borsigstraße (Billbrook) komplett übernehmen. Dann könnte die Stadtreinigung die Müllverbrennungsanlage im Stellinger Moor schließen. Die Verhandlungen darüber sind aber noch nicht abgeschlossen.