Der Senat fordert in neuen Leitlinien für die Zukunft des Wissenschaftsstandorts Hamburg: Forschung verbessern, Professoren sorgfältiger aussuchen, bei Firmen Geld einwerben. Fokus liegt auf Exzellenz.

Hamburg. Dieses Papier wird für Diskussionen sorgen: Mit den „Strategischen Perspektiven für die hamburgischen Hochschulen“ legt der SPD-Senat erstmals dar, wie er sich die Zukunft des Wissenschaftsstandorts Hamburg vorstellt. Auf den 70 Seiten, die dem Abendblatt exklusiv vorliegen, gibt der Senat ein überraschend deutliches Bekenntnis zu mehr Exzellenz ab: Mehr „Exzellenz in Lehre und Forschung“, „exzellente Infrastruktur“, mehr Drittmittel aus der Wirtschaft und im Gegenzug mehr Wissenstransfer und mehr Ausgründungen von Firmen lauten einige der ausgegebenen Ziele.

Das mit Spannung erwartete und noch unveröffentlichte Papier stößt mitten in eine Debatte über den Hochschulstandort Hamburg. Der ist mit 19 Hochschulen und 92.000 Studierenden einer der größten in Deutschland, zählt aber qualitativ nur in einigen Bereichen wie Physik oder der Klimaforschung zur Spitzengruppe. Während die Traditionalisten das Streben nach „Exzellenz“ kritisch sehen, weil sie Nachteile für die breite Masse der Studierenden befürchten, gibt es mittlerweile eine starke Gegenbewegung.

An deren Spitze hatten sich kürzlich Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) sowie die früheren Senatoren Wolfgang Peiner (CDU) und Willfried Maier (Grüne) gestellt. Mit ihrem Thesenpapier „In Sorge um Hamburg“ bescheinigen sie dem Hochschulstandort Hamburg, nur „in der zweiten Liga“ zu spielen, und fordern ein stärkeres Augenmerk auf die Qualität von Forschung und Lehre. Ihre These lautet, dass Hamburg nur als „Wissenschaftsmetropole“ eine gute Zukunft habe.

Der SPD-Senat hatte bislang eine klare Positionierung in dieser Frage vermieden – umso bemerkenswerter ist das in der Behörde von Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) erstellte Strategiepapier, an dem schon Monate vor Veröffentlichung der Dohnanyi/Peiner/Maier-Thesen gearbeitet wurde. „Wissenschaft und Forschung sind die zentralen Faktoren für die Zukunftsfähigkeit Hamburgs im 21. Jahrhundert“, heißt es in dem Senatspapier.

Offensiv wird das Ziel ausgegeben, „weitere Forschungsbereiche an das internationale Spitzenniveau heranzuführen“. Da den Hochschulen aber nicht mehr Geld als die bis 2020 zugesagten Mittel zur Verfügung gestellt werden soll, müsse die Einwerbung von Drittmitteln gesteigert werden, also Geld von Unternehmen oder Stiftungen. Ferner sollen sich die Hochschulen noch mehr auf ihre Stärken fokussieren und intensiver kooperieren – untereinander und mit anderen Unis im In- und Ausland. Die „Internationalisierung“ des Hochschulstandorts müsse ein Ziel sein.

Daneben wird aber auch die Bedeutung der Lehre betont. Bemerkenswert offen kritisiert der Senat, dass bei Berufungen von Dozenten und Professoren deren Eignung „noch nicht in allen Studienbereichen sichergestellt“ sei.