Coup in Behörde. Gangster wussten offenbar genau über Inhalt des Tresors Bescheid. Holten sie sich „ihr“ Geld zurück?

Hamburg. So einen dreisten Einbrecher-Coup hat es in Hamburg noch nicht gegeben: Unbekannte Täter haben direkt aus den Räumen des Zollfahndungsamtes rund 90.000 Euro gestohlen. Dabei handelt es sich um Geld, das im Rahmen der „Gewinnabschöpfung“ sichergestellt wurde – also aus kriminellen Geschäften. Das Landeskriminalamt ermittelt. Die Diebe, es dürften mehrere gewesen sein, müssen beste Insiderkenntnisse gehabt haben.

Das Verbrechen ereignete sich bereits am Wochenende, wurde aber von den Behörden geheim gehalten. Tatort war der Bargkoppelweg in Rahlstedt, wohin ein Teil des Zollfahndungsamtes wegen Renovierung eines Gebäudes seit über einem Jahr ausgelagert ist. Die Einbrecher benutzten eine Leiter, zertrümmerten ein Fenster im ersten Stock und gingen dann weiter in die zweite Etage. Dort brachen sie mehrere Büros auf. Aus einem der Räume hebelten sie den kompletten Tischtresor, der mit Dübeln verankert war, aus der Wand. Dann wurde der Tresor aus dem Fenster geworfen. Bereits am Sonntag wurde die Tat entdeckt.

Aus welchem Fall das mit dem Tresor gestohlene Geld stammt, wurde nicht bekannt. Zollfahnder werden bei schweren Straftaten, wie Drogen- und Zigarettenschmuggel eingesetzt. Hauptaufgabe ist die Verfolgung und Verhütung der mittleren, schweren und organisierten Zollkriminalität, heißt es in einer Selbstdarstellung. Das Geld dürfte erst kürzlich sichergestellt und nur „zwischengelagert“ gewesen sein.

Ganz offensichtlich hatten die Täter einen Tipp von jemandem bekommen, der sich vorzüglich im Zollfahndungsamt auskennt. So sind nur das Erdgeschoss und der Keller des Gebäudes mit einer Alarmanlage gesichert. So erklärt sich auch, warum die Täter mit einer Leiter in den ersten Stock einbrachen. Der Tresor wurde, auch wenn mehrere Büros aufgebrochen wurden, ganz gezielt gesucht. Andere Gegenstände seien nicht entwendet worden, hieß es.

Dass sich die Betroffenen der Geldabschöpfung das Geld „zurückgeholt“ haben, wird nicht restlos ausgeschlossen. Als wahrscheinlicher gilt, dass ein Insider sein Wissen um das deponierte Geld an Einbrecher weitergegeben hat. Ein Zollbeamter muss es aber nicht gewesen sein. Auch Reinigungskräfte oder andere wie beispielsweise Dolmetscher sind regelmäßig in dem Gebäude und könnten durchaus mitbekommen haben, dass die hohe Summe in dem Tischtresor gelagert wurde.