812 Teams starteten beim HSH Nordbank Run in der HafenCity. Deutsche Bahn stellt die größte Läufergruppe auf die Beine. Sieger waren alle

Katharina rennt“ ist der Schlachtruf, den sich Frank Engelbrecht, Pastor an der Hauptkirche St. Katharinen, vor einigen Jahren ausgedacht hatte. Und auch dieses Mal war diese Aufforderung an seine rund 80 Mitläufer erfolgreich: Alle Läufer, die Hälfte davon waren Kinder, kamen nach vier Kilometern wieder ins Ziel. Rund 40 Minuten haben die Letzten von ihnen dafür benötigt. Und weil es beim HSH Nordbank Run nicht um Schnelligkeit oder sportliche Höchstleistungen geht, sondern um den Spaß und den guten Zweck, war es bei vielen der 812 gestarteten Teams üblich, an der Ziellinie auf die langsamsten ihrer Leute zu warten. 23.244 Läufer waren beim 13. HSH Nordbank Run am Sonnabend am Start – zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. 150.000 Euro an Spenden für Kinder und Jugendliche kamen zusammen.

Ab zehn Uhr gingen minütlich die Gruppen an den Start zur Strecke, die entlang der neuen HafenCity Universität führte, unter der 21 Meter breiten Baakenhafenbrücke hindurch, am Magdeburger Hafen entlang und wieder zurück zum Ziel am Unileverhaus. Um das Jahr 2025 soll der Stadtteil fertig gestellt sein – bis dahin wird der HSH Nordbank Run immer auch über Baustellenabschnitte führen. Viele Läufer sind seit mehreren Jahren dabei.

Am Start sind auch viele Kinder, die notfalls in der Karre geschoben werden

Dieses Jahr, sagt Malte Garbe, 26, vom Team Hamburger Sportjugend gibt es auf der Strecke „zum Glück“ nicht so viele Treppen. Sonst läuft der Erzieher regelmäßig im Niendorfer Gehege. Ein wenig außer Atem ist er nach den vier Kilometern schon. Im Ziel schnappt er sich einen Becher mit Wasser, Müsliriegel für die Läufer gibt es ebenfalls. Auch wenn es kein Marathon, ist – ins Schwitzen kommen sie alle. Eine Frau sagt zu ihrem Mann: „So anstrengend wie in diesem Jahr war es noch nie“, eine andere Teilnehmerin „hatte Schwierigkeiten mit der Lufteinteilung“.

Viele Erzieherinnen von der Elbkinder Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, die mit fast 300 Läufern dabei sind, nutzen den Lauf eher für einen flotten Spaziergang. Unter den Läufern sind viele Kinder – die ganz Kleinen werden in der Karre geschoben, sie sind zu Fuß oder mit Laufrädern unterwegs. Alles ist erlaubt. Kinder der Katharinen-Kita waren sogar zwei, drei Monate im „Trainingslager“, liefen regelmäßig, um die Strecke zu schaffen. Der sechsjährige Henri, Vorschüler aus Eimsbüttel, begleitete seinen Vater mit dem Roller. Henri wirkt dabei deutlich weniger angestrengt als sein Vater.

Egal, ob langsam oder schnell: Auf den letzten Metern vor der Ziellinie, angefeuert von den Passanten, stellt sich wohl bei jedem ein erhabenes Gefühl ein. Das Gefühl, mit diesem Lauf etwas Gutes für Kinder und für sich selbst getan zu haben. Es ist die freundliche Atmosphäre bei diesem Lauf, die so viele Teilnehmer fasziniert. So geht es auch dem Team um Immobilienkaufmann Heinz Lehmann, der bereits zum zehnten Mal mit Kollegen und Freunden am Start ist. „Es ist eine wunderbare Tradition, und die Strecke ist in jedem Jahr abwechslungsreicher“, so Lehmann. Er genießt es jedes Jahr, in der Gruppe und mit Labradorhündin Bente zu starten.

Der Erlös des Benefizlaufes geht an die Abendblatt-Initiative „Kinder helfen Kindern“. Der Verein unterstützt damit die Aktion „Kids in die Clubs“, die Kindern und Jugendlichen Sport im Verein ermöglicht. „Dort können sie sich mit anderen messen, Erfolg haben. Herkunft und Hautfarbe sind egal, hier geht es um Spaß und Gemeinschaft“, sagte Sabine Tesche, Leiterin des Abendblatt-Ressorts „Von Mensch zu Mensch“. Von dieser Lernschule des Lebens dürfe kein Kind ausgeschlossen werden. Tesche: „Mehr als 70.000 Kinder und Jugendliche konnten wir so gemeinsam mit der Sportjugend und Sportbehörde fördern, derzeit werden 8821 unterstützt.“ 168 Hamburger Vereine beteiligen sich an der Aktion, die mehr und mehr Nachahmer findet. Seit dem ersten Lauf 2002 wurde dank der großen Beteiligung bis heute die Gesamtspendensumme von mehr als 1,1 Millionen Euro erlaufen.

Ein Runner’s High, dieses Hochgefühl, das sich beim Langstreckenlauf einstellen kann, haben die Teilnehmer vielleicht nicht erlebt – euphorisch sind sie alle. „Es ist eine tolle Sache, nicht nur für den guten Zweck, sondern auch, weil sie die Nachbarschaft verbindet“, sagt Pastor Engelbrecht kurz hinter der Ziellinie.

Fotos aller Starter und aller Teams sind im Internet unter www.abendblatt.de zu sehen