Am Alten Wall entstehen Läden und Büros – dafür wird ein Häuserblock abgerissen. Dass Abriss aber nicht immer Aufwertung heißt, zeigt der Fall der Grossner-Villa an der Elbchaussee.

Altstadt/Nienstedten. Passanten, die in der City über die Adolphsbrücke Richtung Handelskammer gehen, bietet sich ein spektakulärer Anblick: Hinter der Ruine eines Häuserblocks, der gerade abgerissen wird, taucht plötzlich das Rathaus auf. Früher hatte ein 160 Meter langer Gebäudekomplex zwischen Fleet und Altem Wall den Blick auf Hamburgs Regierungszentrum versperrt. Der wird jetzt „revitalisiert“ und zu einem hochwertigen Büro- und Einzelhandelsstandort umgestaltet – nur die denkmalgeschützte Fassade bleibt zum Teil stehen. Die Kölner Immobiliengesellschaft Art Invest investiert in das Projekt rund 230 Millionen Euro und knüpft an alte Zeiten an: Vor 100 Jahren war der Alte Wall eine belebte Einkaufsstraße.

Dass mit einem Abriss nicht immer eine Aufwertung einhergeht, könnte sich schon bald an der Elbchaussee zeigen. Dort reißen Bagger gerade die sogenannte Grossner-Villa ein, die auch das „Weiße Haus von Nienstedten“ genannt wurde. Wegen gravierender Hochwasserschäden galt das Haus, das seit dem Tod des schillernden Netzwerkers Klaus Grossner im Dezember 2010 leer stand, als nicht sanierbar. Kaufinteressenten meldeten sich erst, als eine Abrissgenehmigung vorlag.

Der Neubau, der an Stelle der weißen Villa entstehen soll, ist umstritten. Die vom Architekturbüro Ehrensberger & Oertz eingereichten Pläne sehen eine moderne, schachtelförmige Gestaltung mit viel Glas und Stein vor. Kritiker vermissen den zur Elbchaussee passenden, hanseatischen Charme. „Eine so moderne Architektur ist an dieser Stelle nicht angemessen“, sagt etwa Martin Scharlach, bislang FDP-Bezirksabgeordneter und Mitglied im Bauausschuss. Man müsse mit dem Standort behutsam umgehen und auf die Nachbargebäude Bezug nehmen.

Der Bauausschuss der Bezirksversammlung Altona hatte das Thema im März von der Tagesordnung genommen und das Projekt zunächst gestoppt. Im Mai lehnten die Bezirkspolitiker die Pläne für den Neubau mit großer Mehrheit ab. Das Vorhaben passe nicht zum Stil der Straße, so die Begründung. Vermutungen, dass sich damit auch der bereits genehmigte Abriss des „Weißen Hauses“ verschiebe, bewahrheiteten sich allerdings nicht.