Um das Lehrer-Engagement zu würdigen, zeichnen Haspa und Hamburger Abendblatt seit drei Jahren „Hamburgs beste Lehrer“ aus. Vier Pädagogen wurden für ihren hervorragenden Unterricht gewürdigt.

Hamburg-Altstadt. Sie ersetzen die fehlende Erziehung zu Hause, bewältigen die Inklusion und werden Schülern verschiedener Leistungsniveaus gerecht. „Lehrer müssen ein Riesenspektrum abdecken“, sagt Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa). Um das Lehrer-Engagement zu würdigen, zeichnen Haspa und Hamburger Abendblatt seit drei Jahren „Hamburgs beste Lehrer“ aus. Am Donnerstag wurde in der Haspa-Zentrale am Adolphsplatz der Hamburger Lehrerpreis 2014 verliehen. Unter den mehr als 60 Gästen, die Harald Vogelsang und Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider begrüßten, waren auch Lehrer- und Bildungspreisträger (siehe unten) der vergangenen Jahre.

Statt wie üblich drei wurden in diesem Jahr sogar vier Sieger gekürt: Ausnahmsweise wurde ein Sonderpreis verliehen. Die mit 3000 Euro dotierten Gewinne kommen den jeweiligen Schulvereinen zugute. Zuständig für die Auswahl der Sieger waren der ehemalige Landesschulrat Peter Daschner, Haspa-Personalchefin Elisabeth Keßeböhmer und Abendblatt-Bildungsexperte Peter-Ulrich Meyer.

Ungezwungen und mit Herz

Christiane Brix, Lehrerin an der Grundschule Tornquiststraße in Eimsbüttel und Mutter zweier Kinder, überzeugte die Jury durch den lockeren, fröhlichen und entspannten Umgang mit ihren Schülern und ihre unkonventionelle Unterrichtsgestaltung. Um knifflige Matheaufgaben zu lösen, kommen in der zweiten Klasse der 39-Jährigen schon mal Toffifee-Packungen oder kleine Schatztruhen mit Cent-, pardon: Goldstücken zum Einsatz. Daraus entwickeln die Schüler selbständig Textaufgaben, in denen multipliziert, dividiert und addiert wird. So findet jeder einen eigenen Zugang zur Mathematik. Themen werden bei ihr oft fächerübergreifend behandelt. Außerdem legt sie Wert auf Teamarbeit. „Viele Schüler bei uns in Eimsbüttel sind durch ihre Eltern oft sehr ,ich‘-geprägt, doch man kann ihnen schnell zeigen, dass es auch ,du‘ und ,wir‘ gibt“, sagt Brix, die seit 13 Jahren Lehrerin ist. Mit den Eltern steht sie in engem E-Mail-Kontakt, häufig schickt sie Fotos aus dem Schulalltag mit. Elisabeth Keßeböhmer sagte in ihrer Laudatio: „Christiane Brix hat für jeden Schüler ein lobendes Wort, so dass alle Kinder mit leuchtenden Augen den Unterricht verlassen.“

Zertifizierter Erlebnispädagoge

Peter Bulicke, seit sechs Jahren Lehrer an der Julius-Leber-Stadtteilschule in Schnelsen, versteht es, seine Schüler zu Leistung zu motivieren. Dabei lässt der 44-Jährige sie auch an ihre Grenzen stoßen: etwa beim Wandern über die Alpen oder beim Klettern, das er an der Schule populär gemacht hat. Gerade für Schüler in der Pubertät sei Klettern ein wichtiges Angebot, weil es Kraft, Geschicklichkeit und Vertrauen trainiere, so Bulicke. Der Quereinsteiger, eigentlich Physikingenieur, hat ein ernsthaftes Interesse daran, dass die Schüler etwas lernen – und setzt unterschiedliche Taktiken ein, damit sie bestimmte Sachverhalte begreifen. So zieht er bei seinen Achtklässlern zum Thema „Steigung von Graphen“ gerne Karten des Alpenvereins heran – aus Gebieten, in denen die Schüler gewandert sind.

Den „Mappen-Kult“ boykottiert Bulicke als „keine intelligente Leistung, bei der Mädchen klar im Vorteil sind“; ihm ist es wichtiger, seinen Schülern die Natur nahezubringen. „Herrn Bulickes vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen als Ingenieur, in der Forschung, in der kirchlichen Jugendarbeit und im Turnverein kommen den Schülern zugute“, sagte Laudator Peter Daschner.

Von der Feuerwehr ans Gymnasium

Nach seinem Referendariat war Axel Schlüter zunächst bei einem Kreisfeuerwehrverband und in der Personalabteilung einer Teppich-Firma tätig. Auf diese Erfahrungen greift der 49-Jährige in seiner Funktion als Verbindungslehrer für Berufsberatung zurück. Sein Haupteinsatzgebiet am Barmbeker Margarethe-Rothe-Gymnasium ist allerdings das Unterrichten von Geschichte, PGW (Politik, Gesellschaft, Wirtschaft) und Religion. In jedem Fach geht es vor allem um Kommunikation, auch um interkulturelle: Gerade erst haben seine Schüler den zweiten Preis beim bundesweiten Wettbewerb „Trialog der Kulturen“ gewonnen. Kommunizieren erlernen seine Schüler etwa bei Podiumsdiskussionen, bei denen sie Thesen und Argumente verschiedener Parteien vertreten. Besonders beeindruckt war die Jury von Schlüters Fähigkeit, „mit den Augen der Schüler“ sehen zu können. „Er versteht ihr Lernen und kann jeden da unterstützen oder fordern, wo er oder sie es braucht. So kann Individualisierung auch am Gymnasium klappen“, sagte Peter Daschner.

Lehren hinter Gittern

Der Sonderpreis ging an Heinz Bollwitt. Seit 1980 unterrichtet der 61-Jährige an der Schule der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand Jugendliche, die dort ihren Hauptschulabschluss nachmachen möchten, in Mathematik. Er begegnet seinen Schülern, die er „Männer“ nennt, mit Freundlichkeit, Hartnäckigkeit und Respekt. Wenn sie die Lösung wissen, freut er sich, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Die Schüler begegnen ihm mit großer Zuneigung und werden durch ihn motiviert. Sie wissen, er ist für sie da – und kommt für eine Prüfung auch mal in den Arrestraum. „Heinz Bollwitt erfüllt den Klassenraum mit Leben, er ist ein Pädagoge der zugewandten Art“, sagte Peter-Ulrich Meyer in seiner Laudatio. „Auch nach Jahren des Unterrichts hinter Gittern hat er seine Heiterkeit und seine aufmunternde Art nicht verloren.“ Bollwitt sei ein außergewöhnlich engagierter Pädagoge und verdiente ebenfalls einen Preis.