Haspa-Marathon lockt 16.900 Läufer – darunter fast 4000 aus dem Ausland – und ist damit zum Werbe- und Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden

Hamburg. Ideale Langlauftemperaturen um zwölf Grad Celsius, ein paar wenige angekündigte Tropfen Regen – Hamburg wird sich am Sonntag bei der 29. Auflage seines Stadt-Marathons von 9 Uhr an einmal mehr von seiner Sonnenseite zeigen. Und dass an Elbe und Alster diese statistisch öfter scheint als in München, wäre eine der vielen positiven Botschaften, die von einer der größten Sportveranstaltungen Norddeutschlands ausgehen könnte.

Der Marathon ist wie das Radrennen Cyclassics im August, der Triathlon und das Rothenbaum-Tennisturnier im Juli sowie das Spring- und Dressur-Derby Ende Mai in Groß Flottbek Teil des „Hamburger Sport Sommers“. Welche Effekte von den fünf Events ausgehen, belegen diese Zahlen: 60.000 Hobbysportler machen mit, davon 10.000 aus dem Ausland. 1,7 Millionen Besucher sehen vor Ort zu, 500.000 allein beim Marathon, 500 Millionen verfolgen in Deutschland und weltweit die Wettbewerbe im Fernsehen, vier Milliarden im Internet. 2013 registrierten die Hamburger Hoteliers 38.000 zusätzliche Übernachtungen. Sportveranstaltungen sind damit zu einem wichtigen Werbe- und Wirtschaftsfaktor der Stadt geworden. Auch deshalb befürwortet die Handelskammer eine neue Olympiakandidatur. Sport- und Innensenator Michael Neumann (SPD), am Sonntag Schlussläufer der Polizeistaffel, sagt: „Der Marathon ist eine der schönsten Visitenkarten Hamburgs.“

Von den gemeldeten 16.900 Marathonläufern reisen 3690 (Vorjahr: 3000) aus dem Ausland an, aus 73 Ländern. Die meisten kommen traditionell aus Dänemark (1824). Österreich stellt mit 267 Läufern das zweitgrößte Kontingent. Zum Vergleich: Nur 3300 Hamburger wollen die Strapazen der 42,195 Kilometer auf sich nehmen. Den weitesten Weg zur Startlinie am Fernsehturm hat Prof. Alexander Stockmann, der in der Republik Fidschi im Südpazifik lebt. Müsste er die 15.800 Kilometer laufen, hätte er bei seiner Ankunft schon 374 Marathons in den Beinen.

Neben den Marathonis begeben sich 6000 Läufer in 1500 Staffeln auf die Strecke. Schon am Sonnabendmittag rennen 5000 Schüler beim „Zehntel“ über 4,2195 Kilometer um das Messegelände. Zusammen sind das 27.900 Teilnehmer, die den Haspa-Marathon zu einer der größten Laufveranstaltungen Europas machen. Für die 30. Auflage 2015 strebt Marathon-Chef Frank Thaleiser eine Rekordbeteiligung von 30.000 an. Der Gesamtetat dürfte dann von 2,5 auf drei Millionen Euro steigen.

Weil die überwiegende Zahl neuer Teilnehmer nicht mehr in Hamburg und Umgebung (2014: insgesamt 6800) zu rekrutieren sind, da dieser Markt gesättigt scheint, werben Thaleiser und seine Mitarbeiter seit drei Jahren auf Veranstaltungen in Deutschland und Europa für ihren Lauf. Auf 35 Marathon-Messen haben sie in den vergangenen zwölf Monaten ihre Broschüren verteilt, sie sind überzeugt, dass diese Kampagnen der einzige Weg sind, um weiteres Interesse zu erzeugen. Ausnahmslos gehen sie an Orte mit direkten Flugverbindungen nach Hamburg. „Die US-Amerikaner starten lieber eine Woche vor Hamburg in Düsseldorf, weil es von dort einen Direktflug nach New York gibt“, sagt Thaleiser. Für den Haspa-Marathon haben sich 51 Läufer aus den USA gemeldet, in Düsseldorf waren es 410.

Der Reiz, einen Marathon zu laufen, hat sich gewandelt. Stand lange Zeit die sportliche Herausforderung im Vordergrund, sind es heute vermehrt touristische Aspekte nach dem Motto: Laufend eine neue Stadt erkunden. Spätestens hier kommt die Attraktivität Hamburgs ins Spiel – und auf die Flyer. Thaleiser will deshalb bei seiner Akquise hanseatische Sehenswürdigkeiten künftig noch stärker in den Fokus rücken. Bilder vom Hafen, der Reeperbahn, Elbe und Alster sollen die Läufer locken, gern würde er den Kurs auch durch die HafenCity führen. Bislang war dies unmöglich. „Wir werben jetzt hauptsächlich mit der Stadt, weniger mit dem Lauf “, sagt Thaleiser. Läufer seien heute Touristen, die gern ihre Familie, Freunde und Bekannten mitnehmen.

Trotz des Kulturwandels: Die sportliche Qualität des Haspa-Marathons bleibt respektabel. Als einziger deutscher Stadtmarathon erhielt Hamburg neben Berlin das Goldlabel des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Die Favoriten kommen wie jedes Jahr aus Kenia und Äthiopien. Für sie lohnt sich der Start in Hamburg auf jeden Fall.

Die Sieger bei Männer und Frauen kassieren jeweils 20.000 Euro, für schnelle Zeiten, und die sind hier möglich, sind weitere 20.000 Euro an Prämien ausgelobt.