Fritz von Hammerstein wohnt mit seiner Frau am Alsterkamp. Vom Fenster seines Stadthauses sieht er auf die Flüchtlingsunterkunft. „Harvestehude ist ein starker Stadtteil. Wenn die Integration hier nicht gelingt, wo sonst“, sagt der Rechtsanwalt, der Partner in einer großen wirtschaftsberatenden Sozietät ist. Natürlich könne man sich fragen, ob der Standort optimal sei. „Aber jeder Standort habe seine Nachteile“, so der 54-Jährige, der vor 2,5 Jahren von der Heimhuder Straße hergezogen ist. Die Kritik der Gegner, es gebe keine günstigen Einkaufsmöglichkeiten, teilt er nicht. „Für Menschen, die eine lange Flucht hinter sich haben, sind 20 Minuten zum Discounter an der Grindelallee das geringste Problem.“

In den vergangenen Wochen hat Hammerstein Gespräche mit mehreren Nachbarn geführt. „Viele von ihnen haben nichts gegen die Flüchtlingsunterkunft. Es ist aber ganz natürlich, dass einige sich Sorgen machen.“ Manche haben Angst, dass es laut wird. Andere befürchten, dass es mehr Einbrüche gibt. „Es ist wichtig, dass die Nachbarschaft sich nicht entzweit“, sagt er. Allerdings müssten die Verantwortlichen den Sorgen der Menschen Rechnung tragen. Der Jurist schlägt deshalb vor, dass ein Ombudsmann berufen wird, der bei Problemen vermitteln kann. In der Vorbereitungsphase sei es auch gut, wenn es einen Erfahrungsaustausch mit Anwohnern gibt, die in der Nähe eines anderen Flüchtlingsheims wohnen.

Eine klare Absage erteilt Hammerstein einer Neiddebatte unter dem Motto, jetzt müssen auch mal die Reichen in Harvestehude ran. „Das klingt manchmal durch, ist aber kindisch. Es ist doch umgekehrt so: Andere Stadtteile haben es geschafft. Dann können wir das auch.“