Hohe Kosten wegen vieler schwangerer Lehrerinnen. Behörde will Mittel für Vertretungskräfte nicht aufstocken

Hamburg. Immer mehr Lehrerinnen sind schwanger, immer mehr junge Lehrer werden Väter und gehen in Elternzeit: Das sinkende Durchschnittsalter der Pädagogen stellt die Hamburger Schulen zunehmend vor große organisatorische und finanzielle Probleme. Denn für die fehlenden Lehrer müssen Vertretungen gestellt werden – finanziert von den jeweiligen Schulen, die ihren Etat selbst verwalten müssen. Acht der 60 Hamburger Gymnasien sind jetzt so klamm, dass sie sich bei „reicheren“ Schulen für das zusätzliche Personal Geld leihen mussten.

„Aus demografischen Gründen sind in den vergangenen Jahren überproportional viele junge Frauen eingestellt worden“, sagt Egon Tegge, Vorsitzender der Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VLHGS). Viele dieser Frauen bekämen nun Kinder. „Das wollen wir auch, aber die Schulen sind auf diesen demografischen Wandel nicht vorbereitet.“ Das Durchschnittsalter der Hamburger Lehrer sank von 46,9 Jahre Ende 2010 auf 44,8 Jahre Ende 2013.

Wie Firmen in der freien Wirtschaft sind die 380 Hamburger Schulen für ihr Budget selbst verantwortlich. Im vergangenen Jahr stellte die Schulbehörde ihnen insgesamt 27,8 Millionen Euro zur Verfügung. Daraus bezahlen die Schulen zum Beispiel zusätzliche, über den Lehrplan hinausgehende Kurse und eben auch Vertretungslehrer, die bei Schwangerschaften und Krankheit einspringen. Bei langwierigen Erkrankungen oder für Kollegen in Elternzeit gibt es von der Behörde für jede Schule zusätzliche finanzielle Zuweisungen.

„Die Schulen sind verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Das Budget darf um höchstens 100.000 Euro pro Schule überzogen werden. Hat eine Schule diesen Betrag bereits erreicht, benötigt dennoch Geld für Vertretungspersonal, muss sie sich die Mittel bei anderen Schulen borgen – per Mausklick über eine Computer-Software.

Dies könnte in den kommenden Jahren häufiger vorkommen. Laut Verbandschef Tegge müssen Schulen wegen der Verjüngung der Kollegien noch zehn bis 15 Jahre lang mit vielen schwangeren Lehrerinnen rechnen. „Wenn man an einer Schule in einem Jahr vier Schwangerschaften hat, ist die Hälfte des Vertretungsmitteltopfes bereits aufgebraucht“, so Tegge. Er fordert daher eine Aufstockung der Vertretungsreserve, um den besonders belasteten Schulen finanziell unter die Arme greifen zu können. Nicht nur Pädagogen in Mutterschutz seien eine Gefahr für die Schuletats, sondern auch der erhöhte Personalbedarf für Fortbildungen, Projektwochen und Klassenreisen.

Bei der Schulbehörde stößt Tegges Forderung auf Ablehnung. „Hamburgs Schulen sind bundesweit finanziell am besten ausgestattet“, sagt Sprecher Peter Albrecht. Im Lehrerarbeitszeitmodell sei festgelegt, dass jeder Lehrer pro Woche eine zusätzliche Vertretungsstunde geben muss. Durchschnittlich seien in Hamburg 5,7 Prozent der Lehrer krank. Die bereitgestellten Mittel könnten dagegen sogar einen Ausfall von 9,7 Prozent ausgleichen. Schulen müssten eben in guten Zeiten ein Polster für schlechte ansparen.