Expertenrat legt Forderungskatalog vor und hält ehrgeiziges Handeln für bezahlbar

Nun ist der Bericht zur globalen Klimaerwärmung komplett. Mit seinem dritten und letzten inhaltlichen Teil verbreitet der Weltklimarat IPCC eine vergleichsweise frohe Botschaft. Teil eins, der die Fakten zur Erderwärmung beschrieb, und Teil zwei zu den Folgen des Wandels zeigten den nach wie vor dringenden Handlungsbedarf zum Schutze des Klimas auf, der – wissenschaftlich weniger präzise – auch schon dem vierten Sachstandsbericht im Jahr 2007 zu entnehmen war. Die Aussagen sind auch sieben Jahre später noch alarmierend.

Der dritte Teil des Sachstandsberichts weist Wege zu mehr Klimaschutz. Auch die sind nicht wirklich neu, aber offenbar kostengünstiger als bislang gedacht. Das ist doch mal eine gute Nachricht von der „Klimafront“. Vielleicht vermag sie den Frust vieler Menschen über die real beobachtbaren Entwicklungen (schmelzende Polkappen, Überschwemmungen, versauernde Ozeane) und den oft mageren Ergebnissen von Klimaschutzverhandlungen ein wenig zu dämpfen.

Die meisten Wege zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft sind steinig. Schließlich geht es in den Industriestaaten um nicht weniger als den Umbau der Energiewirtschaft, die ihnen über zwei Jahrhunderte Wohlstand bescherte. Ebenso ambitioniert ist der Waldschutz in Entwicklungsländern. Auch sie streben Wohlstand an und können noch immer am meisten Geld verdienen, wenn sie ihre Wälder abholzen lassen und die frei gewordenen Flächen landwirtschaftlich nutzen. Immerhin gibt es bereits internationale Programme, die Länder dafür bezahlen, ihre Wälder stehen zu lassen. Als Dienstleistung für den Klimaschutz.

Beim Waldschutz sind erste Erfolge erzielt und in den nächsten Jahren weitere Fortschritte zu erwarten. Dasselbe gilt für den Umbau der Energiewirtschaft. Gerade Deutschland setzt mit seiner Energiewende ein weltweites Zeichen. Rund ein Viertel des hierzulande erzeugten Stroms stammt inzwischen aus erneuerbaren Energiequellen. Tendenz steigend, trotz aller politischen Rangeleien. Und gleichzeitig demonstriert einer der mächtigsten Industriestaaten der Welt, dass ein Atomausstieg möglich ist, ohne dass die Energiesparlichter ausgehen.

Wie wichtig die Hinwendung zu den erneuerbaren Energien ist, macht die Tatsache deutlich, dass der Ausstoß von Kohlendioxid aus deutschen Kraftwerken wieder angewachsen ist. Zum einen, weil der Stromexport stieg, zum anderen weil wieder verstärkt Kohle statt Gas verbrannt wird. Die Klimavorteile des höheren Gaseinsatzes sind schnell dahin, wenn aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen die Gaswerke wieder herunter- und die Kohlekraftwerke hochgefahren werden.

Großer Verbesserungsbedarf besteht beim effizienten Umgang mit Energie, nicht nur bei den Kraftwerken. Wirklich sparsame Fahrzeuge sind nach wie vor höchstens auf Automessen, nicht jedoch im Straßenverkehr zu finden. Und die Billigfliegerei, die Wochenendtrips zu 1000 Kilometer entfernten Zielen ermöglicht, überflügelt die Treibstoffersparnis moderner Flugzeuge. Hier sind nicht nur Autohersteller und Fluggesellschaften in der Pflicht, sondern auch die Kundschaft. Steinig ist auch der Weg, Wärmeenergie in Häusern einzusparen – Gebäude machen etwa ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen aus. Zwar gibt es längst technische Lösungen. Aber einige von ihnen sind umstritten, etwa die Wärmedämmung mit Kunststofffassaden.

Trotz aller Probleme ist der Weg zu mehr Klimaschutz inzwischen nachhaltig eingeschlagen worden. Nun gilt es, etwas schneller als bisher auf ihm voranzuschreiten. Der IPCC-Bericht zeigt: Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn verstärkter Klimaschutz ist finanziell tragbar. Dass er sich über die nächsten Jahrzehnte rechnet, weil er prekäre Folgen der Erderwärmung verhindert, ist längst bekannt.