Er ist seit fast 50 Jahren Arzt, jetzt eröffnet Peter Ostendorf zum ersten Mal eine Praxis. Nicht irgendeine. Der langjährige Chefarzt am Hamburger Marienkrankenhaus will Flüchtlinge, Obdachlose und andere Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos behandeln. „Mir ist es mein ganzes Leben gut gegangen, ich möchte etwas zurückgeben“, sagt der 75-jährige Professor.

Zur Medizin kam der Westfale auf Umwegen. Zunächst absolvierte er ein Jura-Studium, arbeitete ein Jahr am Amtsgericht in seiner Heimatstadt Bocholt. Doch da wusste er eigentlich schon, dass seine Berufung etwas anderes ist. „Naturwissenschaften interessieren mich – und wie man sie so umsetzen kann, dass Menschen geholfen wird“, sagt er. 1968 legte Ostendorf zum zweiten Mal ein Staatsexamen ab.

Während des Studiums in Freiburg lernte er seine Frau kennen. Mit ihr und den drei Söhnen landete er nach Stationen in Denver und Tübingen in Hamburg. „Mir gefällt die norddeutsche Art und die Nähe zum Wasser“, sagt der Internist, der längst in Flottbek zu Hause ist. Ruhe geben mag der passionierte Läufer aber nicht. Bis vor Kurzem praktizierte er noch regelmäßig am Zentrum für Präventivmedizin am Marienkrankenhaus. Das war auch seine Idee.

Jetzt will er sich ein bisschen mehr Zeit nehmen. Für sein Enkelkind in Berlin und für seine andere Leidenschaft: die Kammermusik. Die kann nämlich auch heilende Wirkung haben.