Die Hamburger lieben bekanntlich Hamburg und sich selbst darin – jetzt nicht alles, also eher weniger den Hachmannplatz vor dem Hauptbahnhof oder die Kieler Straße stadtauswärts um 16.30 Uhr. Darum geht es auch nicht, eine Stadt hat eben ihre schönen und ihre nur nutzbaren Seiten, da unterscheidet sie sich wenig vom Menschen, der sie ja erschaffen hat.

Aber dort, wo beides zusammenkommt, also das Praktische und das Schöne, das Menschsein und das Äußere, da schlägt das Herz des Hamburgers besonders schnell: beispielsweise am Hafen. Und da man ja nun nicht immer dort sein kann, muss der Hafen eben nach Hause kommen.

Jeder bessere Copyshop, jedes Fotostudio und auch fast jede Galerie hängt ihre Schaufenster derzeit voll mit auf Leinwand gezogenen Impressionen aus dem Hafen. Die Bilder zeigen die Elbe gern bei Nacht, gern mit ganz langer Belichtung inklusive etwas Bewegungsunschärfe durch den Containertransport oder ein vorbeifahrendes Frachtschiff – fertig ist das Hafenhamburgbild, das noch jedem Wohnungsflur eine gewisse Weitläufigkeit verliehen hat.

Gern genommen werden die Bildnisse der Industrieromantik auch als Geschenk, etwa dann, wenn sich Kollegen aus Hamburg verabschieden müssen. Bei der wachsenden Mobilität der jüngeren Bevölkerung wird deswegen rein statistisch im Jahr 2030 schon in jedem zweiten Haushalt ein Bild des Hamburger Hafens hängen. Es mag ja sein, dass dieser – ökonomisch gesehen – auf lange Sicht an Bedeutung verlieren wird. Aber ich möchte mal einen sehen, der sich den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven ins Wohnzimmer hängt ...