Grundstück in Rotherbaum wird für Uni-Erweiterung benötigt. Doch Kommission blockiert Verkauf. Sorge um die Mieter. Eigentlich sollte der Deal bereits am 20. Februar über die Bühne gehen.

Hamburg. Die Stadt plant einen spektakulären Immobiliendeal: 161 Wohnungen auf städtischem Grundstück in Wilhelmsburg sollen an zwei Hamburger Unternehmer verkauft werden – im Gegenzug will die Stadt von ihnen einen fünfgeschossigen Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg in unmittelbarer Uni-Nähe in Rotherbaum erwerben. Ein Tauschgeschäft, das es so in Hamburg lange nicht gegeben hat.

Das Angebot wurde nach Abendblatt-Informationen den Kaufleuten und Bunkereigentümern Jan Töben und Thomas Kreye unterbreitet, die auch Gesellschafter der East Hotel & Restaurant GmbH sind. Zuvor hatte das Bezirksamt Eimsbüttel ihnen auf Nachfrage mitgeteilt, dass auf ihrem Bunkergrundstück an der Binderstraße kein Wohnungsbau möglich ist. Die Stadt hat jedoch großes Interesse an dem Standort – für die Uni-Erweiterung.

Eigentlich sollte der Deal, verantwortet vom Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen der Finanzbehörde, bereits am 20. Februar über die Bühne gehen. Doch die städtische Kommission für Bodenordnung (KfB) legte sich quer. Vor der entscheidenden Sitzung wurde dieser Punkt wegen der Bedenken der regierenden SPD von der Tagesordnung genommen. Ein ungewöhnlicher Vorgang. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte KfB-Mitglied Dirk Kienscherf, Stadtentwicklungsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Uns fehlt bislang eine Einschätzung des Bezirks Mitte, inwiefern dieser Tausch langfristig negative Folgen für die Wohnungen und die betroffenen Mieter haben könnte.“

Die Stadt will nach Abendblatt-Informationen für den Bunker 261.825 Euro bezahlen. Die 161 Wohnungen im Bereich Wilhelmsburger Weg sollen dagegen 5,66 Millionen Euro kosten. Also müssten Kreye und Töben insgesamt 5.398.175 Millionen Euro für die 161 Wohnungen auf den Tisch legen. Diese sind zwischen 33,03 und rund 100 Quadratmeter groß.

Laut Vertrag gilt auf dem 7000 Quadratmeter großen Grundstück zunächst für 15 Jahre ein Umwandlungsverbot in Eigentumswohnungen. Doch danach könnten die Eigentümer nicht nur eine lukrative Umwandlung vornehmen, sondern theoretisch auch einen Abriss der 1929 errichteten Gebäude beantragen und diese durch attraktive Neubauten ersetzen. Wilhelmsburg gilt als aufstrebender Stadtteil. Doch Kaufmann Töben bestreitet diese Pläne: „Für die Wohnanlage ist eine langfristige Bestandshaltung geplant.“ Die Finanzbehörde schweigt zu dem Fall: „Kein Kommentar“, so Sprecher Daniel Stricker.

Wie geht es nun weiter? „Wir befinden uns in Gesprächen“, sagt Töben. Er und Kreye verfügen bereits über Geschäftskontakte mit der Stadt. Am Großen Grasbrook in der HafenCity haben sie für 60 Jahre einen Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen und betreiben dort das Restaurant Coast by East.