Neue Schilder sollen Orientierung erleichtern, die Reaktionszeit der Retter verkürzen und die Staus reduzieren

Hamburg. Um Hamburgs Straßen sicherer und weniger stauanfällig zu machen, werden von Montag an entlang der Autobahnen 642 neue Schilder aufgestellt. Die 57 Zentimeter hohen und 66 Zentimeter breiten Tafeln werden im Abstand von 500 Metern auf Augenhöhe positioniert. Die neue Beschilderung ist Kernstück eines Pilotversuchs für die gesamte Bundesrepublik.

Die neuen Schilder informieren Autofahrer, auf welcher Autobahn, in welcher Fahrtrichtung und an welchem Streckenkilometer sie sich aktuell befinden. Fahrer sollen sich dadurch schneller orientieren können, um ihren Standort nach Unfällen oder Pannen exakt an Polizei und Feuerwehr durchgeben zu können. Ziel ist es, dass die Retter rascher vor Ort sind und Störfälle schneller beseitigt werden. Die Kosten des Projekts der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sowie der Innen- und Wirtschaftsbehörde in Höhe von 460.000 Euro trägt der Bund, Hamburg steuert 60.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung bei. Nach 24 Monaten soll der Versuch ausgewertet werden. Der Landesbetrieb Straßen beginnt heute mit der Montage an der A1.

Die neuen Schilder sollen helfen, unnötige Zeitverzögerungen durch unpräzise Standortangaben nach Pannen und Unfällen zu vermeiden: Zu sehr verließen sich viele Autofahrer auf das Navigationsgerät, zu wenig achteten sie auf die Beschilderung, heißt es in dem Projektpapier der Innenbehörde, das dem Abendblatt vorliegt. Die neuen Lokalisierungstafeln sollen kleine Schilder mit der Streckenkilometerangabe ersetzen. Die alten Tafeln würden häufig von den Autofahrern übersehen. „Dadurch geht bei Meldungen an die Notrufzentralen bis zur Ortung von Störfällen wertvolle Zeit verloren, die die Reaktionszeit von Einsatz- und Rettungskräften unnötig verlängert.“

Doch mitunter entscheiden Minuten nach Unfällen über Leben und Tod. Und je schneller die Retter vor Ort sind, so das Papier, desto eher lösen sich Staus auf, desto geringer ist die Gefahr schwerer Folgeunfälle an den Stauenden. Nach Einschätzung der Experten eignet sich Hamburg perfekt für den Pilotversuch – gerade weil das Straßennetz so anfällig ist für kleinste Störungen: Die Verkehrsbelastung sei enorm, der Anteil des Schwerverkehrs mit 20 Prozent überproportional hoch. „Bereits begrenzte lokale Störungen“ führten „oftmals zu Stausituationen, die sich flächenhaft im angrenzenden BAB-Netz (...) bis ins Stadtstraßennetz ausbreiten und auch dort zu teilweise erheblichen Behinderungen führen.“ Erst am vergangenen Donnerstag hatten zwei schwere Unfälle an Stauenden den Verkehr für Stunden lahmgelegt.

Nach Angaben der Innenbehörde mache der Versuch auch volkswirtschaftlich Sinn: Die Kosten lägen nach schweren Unfällen häufig über einer Million Euro. Die Kosten für den Modellversuch seien bereits gerechtfertigt, „wenn dadurch nur ein schwerer Verkehrsunfall vermieden werden kann“. Zudem werde es während des achtstreifigen Ausbaus der A 7 sehr eng auf den Straßen. In der Zeit seien die „exakte Verortung und Beseitigung von Störfällen“ daher noch wichtiger.