Im Kampf um die Rückkehr zum Abi nach neun Jahren am Gymnasium bekommt das Hamburger Bündnis „G9-Jetzt-HH“ um Initiatorin Mareile Kirsch Unterstützung von Elterngruppen aus anderen Bundesländern.

Hamburg/Berlin . Die Hamburger Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ streitet nun auch im Verbund mit entsprechenden Gruppen aus anderen Bundesländern für eine Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit. Die Hamburger Initiatorin Mareile Kirsch trat am Donnerstag erstmals gemeinsam mit Partnern aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Saarland in Berlin – parallel zur dort tagenden Kultusministerkonferenz – an die Öffentlichkeit, um für ihre Position zu werben.

„Ich fühle mich bestärkt, auf diesem Weg weiterzugehen“, sagte Kirsch nach der Veranstaltung. Die gemeinsame Botschaft sei sehr profund von den unterschiedlichen Fachleuten untermauert worden. Diskutiert werde nun eine langfristige Kooperation der Initiativen, um die Forderung nach einer längeren Schulzeit effektiver ins Land tragen zu können.

Die Initiativen, denen Vertreter von Schülern, Eltern, Lehrern, Ärzte und Psychotherapeuten angehören, argumentieren, dass die achtjährige Gymnasialzeit (G8) eine höhere Belastung für Kinder und Jugendliche darstelle. Die wöchentliche Belastung sei höher als der Arbeitsschutz es für Erwachsene zulasse. Dadurch bleibe wenig Zeit für Freunde und Familie. Es sei nicht erstrebenswert, dass Schüler, die erst am späten Nachmittag nach Hause kämen, „dann noch Hausaufgaben machen und lernen müssten“, betonte der Landesschülersprecher aus dem Saarland, Florian Weimann. Der Schulstress führt laut Anja Nostadt von der Bürgerinitiative familiengerechte Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen zu mehr „psychischer und physischer Symptomatik“. Die verkürzte Gymnasialzeit, so Nostedt, sei gescheitert.

Mareile Kirsch sieht die Warnungen von Schulsenator Ties Rabe (SPD), der erneute Umbau der Bildungslandschaft in Hamburg werde die Schulen für mehrere Jahre ins Chaos stürzen, durch die Praxis entkräftet. „In den Ländern, in denen die Schulzeitverkürzung zurückgedreht wurde, haben sich diese Angstszenarien nicht bestätigt.“ In vielen Bundesländern würden die Bewegungen, die sich für eine Rückkehr zu G9 einsetzen, immer stärker, so Kirsch.

Ihre Initiative verhandelt derzeit mit der SPD-geführten Regierung über einen Kompromiss, um einen Volksentscheid zu vermeiden. Es habe bereits „diverse Treffen“ gegeben, das nächste sei nach den Schulferien geplant. Bisher allerdings habe es vonseiten der Bürgerschaft oder der SPD-Mehrheitsfraktion keinerlei Angebot gegeben, so Kirsch. „Wir wissen immer noch nicht, was eigentlich inhaltlich auf den Tisch gelegt wird.“

Die Elterninitiative hingegen hat nach Worten von Kirsch bei den bisherigen Gesprächen bereits Kompromissbereitschaft signalisiert. „Unsere Forderungen beinhalten Verhandlungsspielräume“, sagt die zweifache Mutter. So sei es beispielsweise denkbar, die Wiedereinführung von G9 an den Schulen schrittweise in mehreren Tranchen umzusetzen.