Hamburg nimmt eine Vorreiterrolle bei der Pflege des Plattdüütschen ein. In neun Schulen wird „Nedderdüütsch“ als Wahlfach angeboten, bald auch in der Sekundarstufe 1 sowie in einigen Stadtteilschulen.

St. Georg . Der diesjährige Tagungsort des Beratenden Ausschusses für Niederdeutsche Sprache, das Ohnsorg-Theater, ein bundesweit bekanntes Zentrum niederdeutscher Sprachkultur, war mit Bedacht gewählt: Einmal im Jahr trifft sich dieses Gremium, um über die Bemühungen um den Erhalt des Nedderdüütschen zu beraten, Bilanz zu ziehen und natürlich auch neue Ideen zu entwickeln. Schließlich hat die Bundesrepublik mit der Unterzeichnung der „EU-Charta für regionale Minderheitensprachen" die Verpflichtung übernommen, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen, die das Erlernen des Plattdeutschen in öffentlichen Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel Schulen ermöglichen. „Dafür ist vor allem politischer Wille notwendig“, betonte Reinhard Goltz, Geschäftsführer des Instituts für niederdeutsche Sprache und Sprecher des Bundesrates für Niederdeutsch. Dabei bedachte er den hohen Gast aus Berlin, Hartmut Koschyk (CSU), Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, mit einem Seitenblick.

Koschyk, ein Bayer mit schlesischen Wurzeln, stellte Hamburg ein gutes Zeugnis aus. Unter den acht nördlicheren Bundesländern, in denen schätzungsweise 2,6 Millionen Menschen regelmäßig Platt sprechen, nehme die Hansestadt eine Vorreiterrolle beim Versuch ein, das Niederdeutsche als gemeinsames Bildungsziel in den Schulunterricht zu implementieren. In neun Schulen werde „Nedderdüütsch“ als Wahlfach angeboten, ab dem kommenden Jahr auch in der Sekundarstufe 1 sowie in einigen Stadtteilschulen.

Allerdings, so Koschyk, schicke Schleswig-Holstein sich an, ab kommendem Schuljahr ein noch deutlicheres Zeichen für „sprachliche Identität“ zu setzen sowie „einen Gegenpol zur fortschreitenden Globalisierung zu bilden“: 43 Schulen hatten sich dafür beworben, ab 2014/2015 Plattdeutsch als Pflichtfach anzubieten, 27 Schulen erhielten den Zuschlag. Als ein konkretes Ergebnis der Tagung verbuchte der Ausschuss den Beschluss, die gezielte Förderung des Niederdeutschen auf die Tagesordnungsliste der Sozialministerkonferenz zu setzen: „Vor allem in der Betreuung älterer dementer Menschen kann das Niederdeutsche eine gewichtige Rolle spielen“, sagte Koschyk, „da diese Menschen häufig über inhaltliche Spracherinnerungen aus ihrer Kindheit verfügen.“