Hamburg verzeichnet Rekord beim Export von Waren. Aber Stürme auf den Weltmeeren und an Küsten verursachen lange Wartezeiten für die Schiffe.

Hamburg. Die Zeiten, in denen der Hamburger Hafen Rekorde über Rekorde vermelden konnte, liegen mehr als fünf Jahre zurück, in der Zeit vor der Welt-Finanzmarktkrise von 2009. Am Donnerstag aber war es endlich wieder einmal so weit. 61,2 Millionen Tonnen Seegüter seien 2013 aus dem Hamburger Hafen exportiert worden, sagte Axel Mattern, Vorstand der Hafen Hamburg Marketing (HHM), bei der Vorstellung der Hafenbilanz. „Eine solche Zahl hatten wir noch nie.“ Zusammen mit den Importen betrug der Gesamtumschlag knapp 140 Millionen Tonnen, das sei ein Plus von 6,2 Prozent, fügte Mattern hinzu.

Dabei konnten mit Ausnahme des Stückguts alle Segmente in 2013 zulegen. Allein das Sauggut verzeichnete ein Plus von 30 Prozent. Hier waren vor allem die Getreideexporte die treibende Kraft, die sich aufgrund guter Ernten und neuer Ausfuhrlizenzen verdoppelt haben. Insgesamt legte der Massengutumschlag um sieben Prozent zu.

Mit einem Plus von 4,4 Prozent gegenüber 2012 konnte auch der Containerumschlag deutlich gewinnen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 9,3 Millionen Containereinheiten (TEU) im Hamburger Hafen umgeschlagen. Damit konnte Hamburg beim Containerverkehr im Vergleich mit den nordeuropäischen Konkurrenzhäfen erneut Marktanteile hinzugewinnen. Rotterdam verzeichnete ein Minus von 2,1 Prozent, Antwerpen von 0,7 Prozent. Am stärksten sank der Containerumschlag erneut in den Bremischen Häfen mit einem Minus von 4,7 Prozent. Damit liegt der Marktanteil des Hamburger Hafens im Containerumschlag der vier großen Nordkontinenthäfen jetzt bei 26,2 Prozent. Das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als zuvor. „Wir haben Zubringerdienste (Feeder) aus Rotterdam bekommen, und Bremerhaven hat Fernostdienste an uns verloren“, sagte Mattern zur Begründung.

Kurios: Die Zahl der vollen Container steigt stärker als die Zahl der leeren. Erstmals in der Geschichte des Hamburger Hafens wurden im vergangenen Jahr mehr als acht Millionen volle Containereinheiten über die Kaikanten gehievt. „Die acht Millionen haben wir zuvor nie überschritten“, sagte Mattern. Import und Export der beladenen Container halten sich dabei mit jeweils vier Millionen TEU die Waage. „Für Transporteure ist diese Ausgewogenheit ideal. Das macht die Attraktivität des Hafens aus“, fügte der HHM-Chef hinzu.

Problematisch ist allerdings, dass es an den Terminals zu einem massiven Stau im Abtransport von Containern kommt. Durch die schwierigen Wetterverhältnisse mit Stürmen auf den Weltmeeren und an Küsten in den vergangenen Monaten hätten sich im weltweiten Schiffsverkehr kontinuierlich Verspätungen aufgebaut.

Insbesondere im Export führe dies dazu, dass die Container an den Terminals länger stehen bleiben. „Im Import ist die durchschnittliche Verweildauer nahezu gleich, aber im Export hat sie sich auf acht Tage fast verdoppelt“, sagte Stefan Behn, Containervorstand der HHLA. „Unsere Lager laufen voll. Dieses Problem haben derzeit aber viele Häfen weltweit“, ergänzte er.

Das aktuelle Beispiel des Flaggschiffs von Hapag-Lloyd, der „Hamburg Express“, zeigt, wozu das Problem führt: Das Schiff war in der vergangenen Woche wegen Sturms verspätet nach Hamburg gekommen und hatte sein Abfertigungsfenster am Containerterminal Altenwerder verpasst. Das Schiff lag mehr als sechs Tage untätig am Burchardkai, bevor es in Altenwerder bedient werden konnte.

Zudem zieht die Verzögerung an einer Stelle des Systems weitere Verspätungen an anderen Stellen nach sich. So klagen Lkw-Fahrer sowie Feeder-Operateure über Wartezeiten bei der Abfertigung. Behn erklärte, dass die HHLA bereits zusätzliche Containerstellplätze als Puffer geschaffen habe. „Doch das Grundproblem, dass nämlich die Schiffe ihre Fahrpläne nicht mehr einhalten, können wir nicht ändern“, ergänzte der Logistikmanager. Ein Faktor sei auch das treibstoff- und kostensparende langsame Fahren (Slow Steaming) der Handelsschiffe, sagte Mattern.

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hob erneut die Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals für den Hafen hervor. Über die Modernisierung und den Ausbau der deutschen Wasserstraße will Senator Horch heute mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) reden. In Brunsbüttel schaut sich Dobrindt zuvor mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) die Schleusen an. Überraschend äußerte sich der Senator auch zur Abwicklung von Atomtransporten über den Hamburger Hafen. Wie berichtet, will die Opposition in der Bürgerschaft ein Verbot solcher Transporte im Hamburger Hafen durchsetzen. Horch erklärte, er wolle darüber auch mit Dobrindt reden: „Wir nehmen die Sorge ernst, es ist aber in erster Linie Sache des Bundes zu klären, ob und wie er künftig mit solchen Transporten umgehen will.“